Donald Trump ist eine Atombombe, die ohne Vorwarnung mitten im republikanischen Kandidatenfeld detoniert ist. Die Explosion hat sämtliche republikanische Mitbewerber über Nacht in Schatten an der Wand verwandelt – zumindest für’s erste. Die Schockwellen dürften den US-Wahlkampf die kommenden Monate prägen, denn derzeit liegt Hillary Clinton gerade mal 6 Prozentpunkte vor Trump.

Zur besseren Einordnung dieser Entwicklung ein Vergleich: Donald Trump als ernstzunehmender Präsidentschaftskandidat der Republikaner, das ist ein gedanklicher Horrortrip in ein Paralleluniversum, in dem die Geschicke der Vereinigten Staaten nicht von Washington, sondern von Gotham City aus gesteuert werden. Seine Gegner verorten den misogynen self-made Milliardär politisch auf einer imaginären Schnittmenge zwischen Jean-Marie Le Pen, Homer Simpson und Caligula – und weit jenseits der Grenze, die rationale politische Akteure gemeinhin vom Wahnsinn trennt. Nicht völlig zu Unrecht, wie die freimütigen Meinungsabsonderungen des Kandidaten immer wieder belegen. (Die US-Seite inside-gov hat eine schonungslose Werkschau der hanebüchensten Meinungsäußerungen des Trumpinators zusammengestellt).

Aussagekräftig ist nicht zuletzt die offizielle Kampagnenwebseite des Kandidaten selbst. Denn neben der üblichen Selbstbeweihräucherung und – der von Ronald Reagan kopierten – Phrasendrescherei ("Make America Great Again!") fällt vor allem die inhaltliche Leere des Donald Trump auf. Sicher, laut Selbstdarstellung ist er die „Definition der amerikanischen success story“. Aber sonst? Schon der Link auf „Positionen“ ist irreführend. Denn die Webseite hat keine Positionen, sondern nur eine einzige: „On immigration reform“. Darin macht Trump aus seinem Herzen keine Mördegrube: Die Errichtung einer Berliner-Mauer an der mexikanischen Grenze zählt noch zu den gemäßigten Vorschlägen.

Es ist bezeichnend für die Weltsicht des Donald Trump, die seiner zahlreichen Anhänger und die Dysfunktionalität eines politischen Systems, dass dieser kleinste gemeinsame Nenner der dummdreisten Xenophobie tragfähig scheint, sofern er nur mit einem ausreichend laut gebrüllten F*** O** in Richtung Mainstream kombiniert wird – beziehungsweise gegen all das, was dafür gehalten wird.