Für die Mitglieder der sogenannten Endlager-Kommission geht es im Jahr 2016 um viel Arbeit, nämlich um die Fertigstellung des Abschlussberichts. Dieser Bericht soll darlegen, nach welchen Kriterien in Deutschland ein Endlager für hoch-radioaktive Abfälle gefunden werden kann. Auf der Grundlage dieses Berichts soll der Bundestag den Suchprozess nach dem Endlager auf den Weg bringen, dessen Standort bis 2031 feststehen soll; 2050 soll dann die Endlagerung des Atommülls beginnen, der derzeit bundesweit in rund 2000 Castor-Behältern zwischengelagert ist.

Das vorliegende Buch kommt also zur rechten Zeit – könnte man meinen. Doch der Autor beginnt mit dem Bekenntnis, dass es besser gewesen wäre, wenn es niemals hätte geschrieben werden müssen. Zumindest könne es kein erbauliches Buch sein, weil das Thema Atommüll die Menschheit über tausende von Generationen beschäftigen werde. Und er gibt ihm deshalb den markanten Titel: „Ewigkeitslasten“.

Der Autor nimmt uns mit auf eine doppelte Zeitreise: Einmal in die Vergangeheit, um besser zu verstehen, warum die Welt inzwischen auf über 70 Jahre unerledigter Entsorgung des Atommülls zurückblicken kann und zum anderen in die Zukunft, um zu sehen, mit welchen Herausforderungen wir, vor allem aber die nachfolgenden Generationen, konfrontiert sein können.

Er beginnt mit einem strikten Votum: „Die bestmöglichen Lagerstätten für den Atommüll müssen jetzt gefunden werden. Pessimismus ist verständlich, aber Pragmatismus ist geradezu zwingend“ (S. 8). Auf die Gefahren hinweisen und gegen Atomenergie zu sein, reiche nicht mehr aus. Die Atommüllfrage sei eine äußerst dringliche Angelegenheit, die nicht mehr aus dem gesellschaftlichen Diskurs verdrängt werden dürfe. Das Standortthema Endlager ist also ein Thema der Vergangenheits- wie der Zukunftsbewältigung. Und darin müsse man nicht nur Probleme, sondern auch Chancen erkennen: Zum einen seien die ungelöste Standortsuche und das verbleibende Restrisiko überzeugende Argumente für den weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie. Zum anderen könne die Standortsuche einen positiven Demokratieprozess bewirken, weil Öffentlichkeitsbeteiligung, Transparenz, Mitsprache und Vertrauen unabdingbare Voraussetzungen für ihren Erfolg darstellen.

Fazit: Dies ist ein äußerst lesenswertes, gut verständliches Buch zu einem wichtigen, leider hochkomplexen Thema, das viele Leserinnen und Leser verdient. Nach Vorlage des Abschlussberichts der Endlager-Kommission muss dann aber auch an eine weitere Studie über die Ergebnisse dieser Kommission gedacht werden, denn die Ewigkeitslasten des Atomzeitalters sind dann ja nicht entsorgt, sondern nur in eine neue Phase eingetreten.

Mit einem kunstvoll gedrechselten Satz beschreiben die Herausgeber das Anliegen ihres Buches: „Zivilisierte Gesellschaften haben stets auch den Verdacht genährt, dass die lichten Segnungen kulturellen Fortschritts eine düstere Kehrseite haben, die dem menschlichen Wohlbefinden mehr schadet als nützt“. Deshalb haben sie Stimmen von Weisen aller Zeiten gesammelt, die vor Verkünstelung, Hektik und Übermaß warnen und das Hohelied der Einfachheit singen, mit denen sie diesen geistigen Schatz für die jetzt Lebenden erschließen wollen.

Die Herausgeber begründen dieses Anliegen mit einer starken Hypothese: Während Einfachheit in den modernen Gesellschaften fast ein Fremdwort geworden zu sein scheint, sei die asketische Lebensform keineswegs nur eine zeitlich und räumlich ferne Erscheinung; Einfachheit sei vielmehr die ständige Begleiterin verschwenderischer Fülle und Übersättigung – sei es auch nur in geistiger Vorwegnahme dieser Befindlichkeiten.

Die Primärtexte sind in drei Teile sortiert: „Askese des Leibes“, „Askese des Geistes“ und „Askese im alltäglichen Miteinander“. Die „Inzuchtnahme“ des Leibes durch Mäßigung ist zumeist das Erste, woran gedacht wird, wenn von Askese die Rede ist. Diese „Übung“ galt im antiken Griechenland der Vorbereitung auf sportliche Höchstleistungen. In Zeiten des wirtschaftlichen Wohlstands mussten sich die Oberschichten dieser Sinn- und Zweckhaftigkeit vergewissern, um „fit“ zu bleiben. Die ausgewählten Zeugnisse sollen zeigen, dass sich an der Tunlichkeit solcher Übungen über die Jahrhunderte hin nichts grundsätzlich geändert habe. Die Anregung oder Verführung zu Maßlosigkeit, aber auch die Eingrenzung oder Auslöschung von Begierden werde im Geiste vorbereitet. Die dazu ausgewählten 21 Zeugnisse einer Askese des Geistes sollen zeigen, dass auch im Blick auf diese „Übung“ in der Geschichte vielfältige Vorstellungen und Überzeugungen aufgeboten wurden. Die Texte reichen von Hermann Hesse über Rudolph Steiner, Arthur Schopenhauer, Epikur und Lao-tse bis zu umfangreichen Textteilen von Friedrich Nietzsche.

Im Alltag können sich die „Askese des Leibes“ und die „Askese des Geistes“ in vielfältiger Weise begegnen: als individuelle Übung, aber auch als gesellschaftliche Praxis. Mayer-Tasch beschreibt es so: „Wer es gelernt hat, sich selbst im Zaun zu halten, wird im sozialen Miteinander erfolgreicher sein als jener, der sich dieser Übung des guten Benehmens nicht zu unterziehen bereit ist. Ein freundliches Wort öffnet Tore, wo ein überflüssiges kritisches Wort sie verschlossen hat“. Dass dieser Weisheitspfad seit Menschengedenken gesucht wurde, sollen 15 diesbezügliche Texte belegen, die von Albert Schweitzer über Max Weber, Jesus von Nazareth und Buddha bis zu längeren Passagen von Freiherr von Knigge reichen.

Fazit: Man braucht Zeit und Geduld, um sich zu erschließen, was dieses Buch bietet, das auf viel Wissen und Erkenntnis, auf sorgfältiger Arbeit und Auswahl beruht. Wem dies gelingt, für den geht auch der spezielle Wunsch der Herausgeber in Erfüllung, eine Ermutigung für all jene zu bieten, die ihren Teil zur Korrektur eines umweltbelastenden Lebensstils beitragen möchten, der absehbar keine Zukunft hat.

Während Individuen auf der Makroebene traditionell als politische Leader, als Staatspräsidenten, Kanzler, Minister oder Delegierte betrachtet wurden, nimmt die Autorin in diesem Buch drei ganz andere Akteurstypen in den Blick: Prominente, Philanthropen und Social Entrepreneurs. Die Art und Weise, wie diese Akteure Macht ausüben, differenziert sie nach dem traditionell dominanten Machtverständnis von Zwang und Manipulation (power over) und einem von Hannah Arendt geprägten, konsensuellen Machtverständnis von Kooperation und Lernen (power with), auf Prozesse des Suchens nach und des Findens von Gemeinsamkeiten bei an sich unterschiedlichen Interessen. In der Annahme, dass sich diese Macht-Differenzierung in der realen Welt nicht immer exklusiv darstellt, sucht sie aber auch nach den möglichen Verbindungen (von power over und power with): Verstärkung oder aber Abschwächung von Machtungleichheiten können das Ergebnis solcher Verbindungen sein. Auf diesem exquisiten wie komplexen Analyserahmen baut Lena Partzsch ihre Empirie auf: die Definition und Spezifikation der genannten drei Akteursgruppen und deren wichtigste Tätigkeitsfelder, die Umweltpolitik beziehungsweise die nachhaltige Entwicklung.

Bei der konkreten Auswahl charakteristischer Individuen wird es dann regelrecht spannend: Neben den weltweit bekannten Akteuren Bono, Bill Gates und Muhammad Yunus, wählt sie drei deutsche beziehungsweise deutschsprachige Akteure aus: Heike Makatsch, Michael Otto und Mathis Wackernagel. Die machttheoretische und machtpolitische Relevanz dieser sechs Akteure leitet sie aus zahlreichen, allgemein zugänglichen Dokumenten ab. Wichtig sind dabei Erkenntnisse darüber, woraus Prominente, Philanthropen und Social Entrepreneurs ihre jeweilige Machtposition beziehen – und auf welche Weise sie ihren spezifischen Einfluss ausüben.

Power-over- und Power-with-Ansätze sind auf der globalen Ebene jeweils unterschiedlich ausgeprägt, was die Akteurstypen und die betrachteten Individuen selbst angeht – und sie unterliegen auch einer Themen-Konjunktur. Die Aktualität der Studie liegt in der Rolle, die engagierte Individuen beim Auslösen, Verstärken und Verändern von globalen Transformationsprozessen spielen. Können sie wirksam werden, wo traditionelle Akteure wie Staaten, Politiker und Diplomaten versagen? Das ist eine der sich ergebenden Fragen.

In vorsichtiger Einschätzung folgert die Autorin, dass Individuen Macht in einem systemverändernden Sinne nur kollektiv ausüben können, dass ihr transformatives Potenzial also wesentlich auf der Ausübung von Macht gemeinsam mit anderen beruht. Das wirft die Frage der Legitimität der Machtausübung auf, der folgerichtig ein eigenes Kapitel gewidmet ist, dem drei Prüfkriterien zugrunde gelegt wurden: Wirksamkeit, Beteiligung und Verantwortlichkeit. Das Ergebnis der Analyse ist erwartungsgemäß ambivalent – nicht gradlinig und auch nicht konfliktfrei.

Fazit: Das Buch zeigt, dass Individuen eine neue, wichtige Kategorie in Teilen der Weltpolitik darstellen und dass ihnen eine wachsende Bedeutung zukommt. In dem Maße, wie man gar von einem Trend zur Individualisierung sprechen kann, da Prominente, Philanthropen und Social Entrepreneurs zunehmend auf der globalen Ebene in Erscheinung treten, können sie zu einer Neuverteilung materieller und ideeller Machtressourcen beitragen. Ob dies in Zukunft auch auf andere als die in diesem Buch betrachteten Akteursgruppen zutrifft und wenn ja, auf welche, bleibt offen – Anschlussfähigkeit nicht ausgeschlossen.