Unser Energiesystem steckt tief in der Krise: Die jahrhundertelange Abhängigkeit von fossilen Energieträgern hat zu schweren Umweltschäden sowie zentralistischen Erzeugungs-, Verteilungs- und Eigentumsstrukturen geführt. Von denen profitieren nur einige wenige. Diese Feststellung ist Ausgangspunkt eines streitbaren Beitrags, den Bärbel Kofler und Nina Netzer in der aktuellen Ausgabe der Gegenblende platziert haben.
Die Autorinnen präsentieren aktuelle Studienergebnisse und stellen fest: Während in einigen Regionen elektrische Energie verschwendet wird, haben große Teile der Weltbevölkerung nach wie vor keinen Zugang zum Stromnetz. Oder sie müssen aufgrund steigender Preise einen Großteil ihres Einkommens für die Energieversorgung aufwenden. Zudem trägt der aktuelle Energieverbrauch entscheidend zur menschengemachten, globalen Erwärmung bei: Ganze 57 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen kommen durch die Nutzung fossiler Energieträger zustande.
Die Lösung ist tatsächlich wenig umstritten: Erneuerbare Energien, dezentraler und lokaler Verbrauch, höhere Effizienz und geringerer absoluter Stromverbrauch. So einfach ist das - eigentlich. Doch die Autorinnen fragen mit Recht: Weshalb passiert dann nichts?
Die Antwort: Die globale Energiewende scheitert nicht an technischen Hürden oder unverrückbaren Fakten. Vielmehr haben es Profiteure des derzeitigen Systems geschafft, Narrative und Annahmen so tief im Bewusstsein der Gesellschaften zu platzieren, dass sie den Wandel erfolgreich blockieren. Herausforderungen und Schwierigkeiten werden dadurch überproportional betont, Chancen und Möglichkeiten nicht genügend gewürdigt. Eine kleine, aber mächtige Minderheit verhindert so den Wandel eines Systems, unter dem die Mehrheit der Menschen leidet – allen voran arme Bevölkerungsteile in ressourcenreichen Ländern und speziell indigene Gruppen im Umfeld der Rohstoffförderung.
Deshalb geht es - so die Autorinnen - jetzt darum, den Profiteuren und Blockierern etwas entgegenzusetzen und die demokratische Kontrolle über die Energiegewinnung zurückzuerobern. Ansonsten wird die ausbeuterische und zerstörerische Praxis der Gegenwart nicht zu überwinden sein.
Den Volltext des Beitrags von Bärbel Kofler und Nina Netzer lesen Sie hier.