Die Debatte um die „richtige“ Entwicklungszusammenarbeit ist so alt wie die Entwicklungszusammenarbeit selbst. Manchmal möchte man meinen, sogar noch älter. Die Moden kommen und gehen. Die letzte Wunderwaffe: Mikrokredite. Das Konzept erhielt vor acht Jahren sogar einen Friedensnobelpreis. Nun aber gießen Christopher Blattman und Paul Niehaus tüchtig Wasser in den Wein. „Show Them the Money - Why Giving Cash Helps Alleviate Poverty” überschreiben sie ihren aktuellen Beitrag in der US-Zeitschrift Foreign Affairs.
Die Autoren verweisen auf „neuere Forschungsergebnisse“, die zeigen, dass Barzahlungen an Bedürftige die Armut „gleich gut oder besser reduzieren als viele traditionelle Arten der Hilfe“. Sicher, das gestehen die Autoren ein, dies ist per se nicht unbedingt revolutionär (denn was ist das schon in der Diskursspirale?). Doch bemerkenswert sei der nunmehr neu „aufkeimende Satz an Beweisen“, dass die „herkömmlichen Instrumente von Trainings und Darlehen doch nicht sonderlich effektiv sind“.
Die Autoren verweisen unter anderem auf eine Untersuchung der indischen non-profit Organisation Spandana, die seit 2005 Frauen in Hyderabad zinsgünstige Darlehen ermöglicht. Das Ergebnis nach drei Jahren Hilfe und begleitender Feldforschung: „kein nachhaltiger Effekt auf Bildung, Gesundheit, Armut und Frauenrechte.“
Auch was Ausbildungsprogramme angeht, ist für die Autoren Ernüchterung angesagt. Sie verweisen auf eine Untersuchung der Ökonomen David McKenzie und Christopher Woodruff, die mehr als ein Dutzend Business Trainings in Entwicklungsländern untersuchten. Sie konnten „kaum einen anhaltenden Effekt auf Umsatz und Profit“ feststellen. Trainings, so könnte man schlussfolgern, erfreuen die Geber aber stehen für die Nutzer selbst eher unten auf der Bedarfsliste. So untersuchte Blattman selbst die tatsächliche Verwendung von Darlehen in Uganda. Bei völliger Wahlfreiheit investierten die Rezipienten im Schnitt 10 Prozent ihres Kapitals für Fortbildungen – und waren damit erfolgreich. 10 Prozent! Das sagt einiges über die Attraktivität und Notwendigkeit von pauschalen Fortbildungsmaßnahmen, die von Gebern (jeglicher Couleur) gerne angeboten werden.
Das Fazit von Blattman und Niehaus: „Westliche Organisationen sind nicht am besten qualifiziert, um zu entscheiden, was arme Menschen in Entwicklungsländern benötigen. Am besten qualifiziert sind die Menschen selbst“. Direkte finanzielle Unterstützung könne da einen positiven Unterschied machen. Doch – auch das gestehen die Autoren – ein Wundermittel sind sie ebenfalls nicht.
Schön, dass wir das geklärt haben. Dann sparen wir uns zumindest den Backlash in acht Jahren.
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