„Aaaaargh!“, Blut spritz, Gedärme flieg, „Flüster, flüster“, „Verrat!!!", und so weiter und so fort. Nunmehr in der siebten Staffel der amerikanischen Erfolgsserie Game of Thrones. Nachdem der Start der vorläufig vorletzten Staffel zu den Irrungen und machtpolitischen Verstrickungen der sich gegenseitig auslöschenden Herrscherhäuser von Westeros nunmehr in gefühlt jeder deutschen Tageszeitung gefeiert wurde, hier ein Blick auf die Medienwelt jenseits von Feuer und Eis. Wir empfehlen drei Polit-Serien, die Game of Thrones locker das Wasser reichen - und dabei auch noch wertvolle Eindrücke vermitteln in die Wirklichkeit aktueller globaler Politik.

Im Namen des Volkes (VR China)

Schon die Eingangsszene der aktuellen chinesischen Erfolgsshow "Im Namen des Volkes" hat es durchaus in sich: Ein gutaussehender Detektiv stürmt eine geheime Millionärsvilla und wühlt sich am Ende durch Unmengen von Schwarzgeld, während der Eigentümer des Anwesens winselnd auf dem Fußboden um Gnade fleht. Pikanter Kern der Angelegenheit: Es handelt sich nicht um irgendeinen kriminellen Niemand, sondern um einen hohen und angesehenen Parteifunktionär. Weia!

Die Schwerpunktsetzung ist kein Zufall: Als Leitmotiv durchzieht die mittlerweile von 350 Millionen Nutzern gesehene Serie die Beschäftigung mit dem Thema Korruption in China – und vermittelt so ein ungeschminktes Bild auf einen Aspekt der Wirklichkeit im aktuellen Reich der Mitte. Ungeschminkt ist die Serie dabei nicht, weil sie etwa die Realität der Korruptionsbekämpfung objektiv abbildet (wie sollte das auch möglich sein?), sondern weil sie selbst ein Politikum darstellt und der Blick auf das Anliegen der Serie auf der Metaebene das eigentlich Interessante ausmacht. Denn hinter der Produktionsfirma steht kein Filmmogul und auch keine Aktiengesellschaft, sondern indirekt die chinesische Staatsanwaltschaft. Auch deshalb empfahl die chinesische Regierung die Serie höchstselbst als gelungenen Beitrag, „die Sitzung des 19. Parteikongresses erfolgreich zu eröffnen“. Insofern fügt sich die Erfolgsserie durchaus in den politischen Schwerpunkt der Regierung Xi, Korruptionsbekämpfung zur Chefsache zu machen und dabei auch und vor allem auf die Kraft der Bilder zu setzen.

The Americans (US)

Die vermutete russische Einmischung in den zurückliegenden amerikanischen Wahlkampf ist nicht nur in deutschen Tageszeitungen allgegenwärtig – russische Einflussnahme der verdeckten Art hat längst auch Eingang in die Unterhaltungsbranche gefunden. Bei all der aktuellen Aufgeregtheit um Trump und Putin gerät häufig in Vergessenheit, dass Moskau zu Zeiten des Kalten Krieges weit energischer und umfassender versuchte, die amerikanische Politik zu manipulieren – ohne Emails und Fake News, dafür aber mit in Washington lebenden sowjetischen Agenten, die sich als Durchschnittsamerikaner ausgaben. Die Tatsache, dass US-Infiltrationsversuche in der Sowjetunion in der US-Serie The Americans weitgehend ausgeblendet bleibt, dürfte dabei kaum überraschen.

Die von einem ehemaligen CIA-Funktionär produzierte Serie, mittlerweile in ihrer 5. Staffel, dreht sich um das Ehepaar Elizabeth und Philip Jennings, die in einem durchschnittlichen Vorort der US-Hauptstadt mit ihren durchschnittlichen zwei Kindern ein durchschnittliches Durchschnittsleben führen. Das jedenfalls meinen nicht nur die durchschnittlichen Nachbarn, sondern sogar die eigenen waschecht amerikanischen Kinder, die nichts vom Doppelleben ihrer Eltern als KGB-Agenten ahnen. Kleines Problem: Ausgerechnet der unmittelbare Nachbar des Spion-Duos ist zuständig für die Spionageabwehr beim FBI.

The Americans spielt in den politisch heiklen 80er Jahren der Reagan-Ära. Ob die Undercover-Spione versuchen, an amerikanische Waffentechnologien zu gelangen, Politiker zu erpressen oder CIA-Bemühungen gegen die sowjetische Invasion Afghanistans zu manipulieren, die Serie ist mindestens genauso spannend, schockierend und sexy wie Game of Thrones – bleibt dabei aber politisch näher an der Realität als wandelnde White Walker: Schließlich wurden im Jahr 2010 zehn russische Undercoveragenten in den Vereinigten Staaten verhaftet.

Occupied - Die Besatzung (Norwegen)

Was wenn Norwegen plötzlich beschließt seine komplette Erdöl- und Erdgasproduktion einzustellen, um sich allein auf erneuerbar Energien zu konzentrieren? Die beunruhigende Antwort liefert Kriminalautor Jo Nesbø in einem spannenden Zukunftsszenario für eine Fernsehserie.

Denn die Verkündung des norwegischen Ministerpräsidenten aus der Öl- und Gasförderung auszusteigen, löst postwendend eine Reaktion der internationalen Gemeinschaft aus. Russische Spezialeinheiten entführen Regierungschef Berg und es wird ihm durch den EU-Kommissar für Energie und der schwedischen Ministerpräsidentin deutlich gemacht, dass Norwegens Vorhaben nicht geduldet werde.

Berg wird wieder freigelassen, doch seine Entschlossenheit bröckelt. Erste Bohrinseln werden von Russland besetzt und ohne Rückhalt durch die Europäische Union willigt Norwegen einer vorübergehenden Invasion ein. Allerdings sieht sich Russland nach einem Attentat auf die russische Botschafterin in Oslo gezwungen, auch auf die norwegische Polizei- und Staatsgewalt Einfluss zu nehmen. Die Besatzung hat begonnen. Doch ein Journalist, der zufällig Zeuge der Entführung war, will sich damit nicht abfinden.

Ist das eigentlich ein realistisches Szenario? Ist es nicht so, dass Russland in die Hände klatschen würde, wenn sich ein Konkurrent auf dem Rohstoffmarkt freiwillig zurückziehen würde? Oder wäre nicht doch eine Situation denkbar, wo Russland Angst davor hat, dass hier eine grundsätzliche Energiewende eingeleitet wird, die seinen Rohstoffreichtum langfristig entwertet? Oder wäre es einfach nur ein opportunes Handeln, ohne große Widerstände der internationalen Gemeinschaft ein kleines, reiches Land zu besetzen? Ist doch eigentlich egal! Füße hoch und genießen!

Redaktion: Michael Bröning, Karl Gärber, Oliver Philipp, Hannes Alpen.