Für kuriose Geschichten sind die Vereinten Nationen immer eine gute Adresse. Die jüngste dreht sich um ein paar Briefmarken. Tansanias Botschaftsrat Justin Kisoka brachte im März im Namen der Gruppe afrikanischer Staaten in den Vereinten Nationen, unterstützt von Russland, seine „sehr ernste Besorgnis“ über Druck und Verbreitung von Briefmarken durch den UN-Generalsekretär zum Ausdruck. Er verlangte die augenblickliche Rücknahme des Sets und forderte Ban auf, detailliert nachzuweisen, aus welchem Budget die Marken bezahlt wurden.

Briefmarken, nur etwas für passionierte Sammler? Anscheinend können kleine Papierstücke auch die Gemüter von Diplomaten erhitzen. Im Rahmen der Kampagne „Free and Equal“ hat die UN-Postverwaltung einen wunderschön gestalteten Satz von sechs Briefmarken herausgegeben. Darauf sind im Stil des Art Déco mal eine Gruppe von Menschen, mal Pärchen und mal ein einzelner Mensch zu sehen. Doch die Bilder haben eine eindeutige Botschaft: Alle Menschen sind frei und gleich, egal ob sie lesbisch, schwul, bi-, trans- oder intersexuell (LGBTI) sind. Doch diese Botschaft teilen nicht alle UN-Mitgliedstaaten und so protestierten einige gegen die Ausgabe der Briefmarken (die nur vom UN-Sitz aus verschickt werden können).

Der stellvertretende Pressesprecher des Generalsekretärs erwiderte gegenüber der Presseagentur IPS ungerührt, es sei allgemein bekannt, dass der Generalsekretär voll und ganz hinter der Kampagne stehe. Mehr gebe es dazu nicht zu sagen.

Während die Kritiker darauf bestehen, dass die Hoheit über alle Ausgaben des ordentlichen UN-Haushalts bei den Mitgliedstaaten liege und somit auch die Marken vom dafür zuständigen Ausschuss hätten genehmigt werden müssen, beharrt das für die Kampagne zuständige Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte (OHCHR) darauf, dass die Marken nur den Inhalt zweier Resolutionen wiedergäben, die der UN-Menschenrechtsrat, dem auch afrikanische Staaten angehören, 2011 und 2014 verabschiedet hat. Beide Resolutionen verurteilen die Diskriminierung der LGBTI.

Die Briefmarken gibt es immer noch zu kaufen. Dass der Vorstoß der afrikanischen Staaten und Russlands fruchten wird, ist nicht zu erwarten. Die eigentliche Botschaft der Marken scheint aber noch nicht angekommen zu sein: In 76 Ländern ist Homosexualität unter Strafe gestellt, 34 davon liegen in Afrika, und in fünf Staaten kann dafür sogar die Todesstrafe verhängt werden.