Drei Bücher haben mich in den letzten Monaten besonders beschäftigt. Sie haben Spaß gemacht, waren aufschlussreich und machten mich noch lange nach der Lektüre nachdenklich:
„Das freche Volk“
Professor Bauer ist unter den Globalhistorikern in Bezug auf die Themen Holocaust im Speziellen und Nazigeschichte im Allgemeinen bestimmt die größte Autorität. Der Historiker, der zu diesem Thema schon unzählige Bücher veröffentlicht hat, schrieb dieses Mal ein Buch, in dem er sich nur am Rande mit dem Holocaust beschäftigt. Vorerst nur auf Hebräisch erschienen, aber demnächst unter dem Titel „The Impossible People“ auch auf Englisch erhältlich, handelt es sich um eine Chronik und Analyse des jüdischen Volkes und seiner Geschichte. Er nimmt dieses Volk, und ganz besonders den israelischen Teil dieses Volkes, genau unter die Lupe und kritisiert es aus jedem möglichen Blickwinkel. Vor allem setzt er sich mit allen Extremisten und Fanatikern auseinander, die sich in diesem Volk finden. Und die sind mit Linksextremisten, Rechtsextremisten und religiösen Fanatikern zahlreich. All das, um am Ende zu der Schlussfolgerung zu kommen: Es handelt sich hier um sein Volk, das er über alles liebt.
Mut fehlt ihm nicht!
Es gibt beinahe niemanden in Deutschland oder Frankreich, der mit dem Namen Alfred Grosser nicht vertraut ist. Er ist ein langjähriger Brückenbauer, der zur Versöhnung zwischen den beiden großen Erzfeinden so viel beigetragen hat wie kaum ein Anderer. In seinem Buch „Die Freude und der Tod“ erzählt er die Geschichte seines Lebens: Was ihn bewegt und beeindruckt hat und was ihm Mut gemacht hat. Er ist ein Philosoph, obwohl er sich über Philosophen lustig macht („Ein Philosoph ist einer, dem sie eine Frage stellen, und nachdem sie die Antwort gehört haben, verstehen sie ihre eigene Frage nicht mehr.“)
Er ist ein Historiker, ein Erzieher, aber vor allem ein erstaunlicher Psychologe. In Deutschland kritisiert er die Deutschen und in Frankreich die Franzosen. Mut fehlt ihm also nicht! In Deutschland veröffentlicht er Bücher, Artikel, Filme usw. über Frankreich und in Frankreich tut er das gleiche über Deutschland. Wie er diese Gratwanderung ein Leben lang geschafft hat und sie mit Sicherheit auch weiter machen wird, beschreibt sein Buch. Ein Buch, das ununterbrochen Neugierde weckt.
Eine nimmerendende Geburt
Der Roman „Drei Mütter“ von Alfred Neven DuMont ist die Lebensgeschichte einer bestimmten Person, dem Protagonisten Alwyn, mit seinen ganz eigenen Erfahrungen. Dennoch kann dieses tiefgehende Porträt eines Menschen auf jeden zutreffen.
Alfred Neven DuMont ist ein seltener Beobachter. Fast von Geburt an war er Herausgeber von fünf bzw. sechs Tageszeitungen und Büchern. Immer hatte er auch eine besondere Hinwendung zum Theater. Seine Zeitungen, die das Leben von allen Aspekten detailliert beleuchten, hat er jahrzehntelang persönlich und sorgfältig geleitet.
Sein Protagonist Alwyn schreibt über sich: „Meine frühe Kindheit war eine nimmerendene Geburt". In einer faszinierenden und spannenden Art und Weise hört diese Geburt nie auf; ebenso wie sich seine Beobachtungen der Entwicklung des Lebens, der Gefühle der Menschen und der Lehren, die er aus seinen Erfahrungen zieht, sich ununterbrochen fortsetzen. Ich habe mit Alwyn wenig gemeinsam, und konnte mich doch mit jeder Phase der Geschichte identifizieren. Ich denke, dass jemand, der nicht nur Spaß am Lesen haben will, sondern gerne auch selber die Erfahrungen des Schreibens machen möchte, diesen Roman lesen sollte.