Die Gräuel des Angriffs der Hamas am 7. Oktober verfolgen uns unentwegt. Der Anblick der unfassbaren, von den Hamas-Terroristen an so vielen Orten verübten Gräueltaten hat sich in unsere Seelen eingebrannt und bildet ein persönliches, gemeinschaftliches und nationales Trauma, das nie vergessen werden wird. Haben wir zu Beginn lediglich bruchstückhafte Informationen über sexualisierte Gewalt gehört, so kam mit der Zeit das Ausmaß der Gräueltaten zutage und es ergab sich ein erschütterndes Bild systematischer sexualisierter und grausamer Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Die Informationen stammen aus zahlreichen und unterschiedlichen Quellen – von Soldaten, die in das Gebiet kamen, in dem das Massaker verübt worden war, und mit erschütternden Bildern konfrontiert wurden. Von Freiwilligen der Rettungs- und Bergungsorganisation ZAKA und des Roten Davidsterns, die in die Kibbuzim und auf das Supernova-Partygelände kamen und Dutzende Leichen mit Anzeichen von Misshandlungen sahen: Frauen ohne Unterwäsche, mit Verletzungen an den Geschlechtsorganen, einige mit fehlenden Geschlechtsorganen. Die Informationen stammen von Überlebenden des Massakers an den Partyteilnehmern, die sich tot gestellt hatten und Zeugen von Vergewaltigungen geworden waren, die vor ihren Augen verübt wurden. Sie kommen von den Fachleuten, die sich um die Leichen kümmerten, sie zur Beerdigung vorbereiteten, und die Dutzende von Leichnamen in einem furchtbaren Zustand sahen, der eindeutig bezeugte, dass diese Menschen schreckliche Folter- und Vergewaltigungshandlungen durchgemacht hatten.

Die Informationen aus den verschiedenen Arenen sowie die Geständnisse von Hamas-Terroristen im Verlauf ihrer Befragung deuten auf einen beabsichtigten und geplanten Ablauf hin. Sie wurden von ihren Kommandanten hinausgeschickt, um zu vergewaltigen, zu foltern und auf schwerste Weise zu misshandeln. Die Misshandlung von Frauen wurde in den Augen der Hamas zu einem Mittel der Demütigung, der Verbreitung von Schrecken sowie des Gefühls der Verlorenheit und der Verzweiflung in der israelischen Gesellschaft. Über den Einsatz systematischer sexualisierter Gewalt als Kampfmittel der Hamas hinaus gab es auch sadistische Vergewaltigungen und Gewalt, verübt von Männern aus Gaza, die in den Stunden nach dem organisierten Angriff der Hamas nach Israel eingedrungen waren.

Die Misshandlung von Frauen wurde in den Augen der Hamas zu einem Mittel der Demütigung, der Verbreitung von Schrecken sowie des Gefühls der Verlorenheit und der Verzweiflung in der israelischen Gesellschaft.

Sexualisierte Gewalt im Rahmen von Kriegshandlungen zeichnet sich durch Merkmale aus, die beim Angriff vom 7. Oktober auf besonders extreme Weise Ausdruck fanden: Erstens, Vergewaltigung als Teilschritt einer Mordhandlung: Die Verbrechen wurden von bewaffneten Soldaten gegen unbewaffnete zivile Frauen verübt, und die sexualisierte Gewalt war von unmittelbarer Bedrohung des Lebens der Frauen begleitet, die zum größten Teil im Anschluss an die Vergewaltigung tatsächlich grausam ermordet wurden. Zweitens, Vergewaltigung als Bestandteil der Kampfdoktrin: Die Anzahl der Opfer war hoch, da Vergewaltigung ein Element des Handlungskonzepts der Hamas bildete. Drittens, weitverbreitete Gruppenvergewaltigung: Die absolute Mehrheit der Angriffe durch Hamas-Leute (ähnlich wie andere Vergewaltigungen zu Kriegszeiten) waren Gruppenvergewaltigungen unter Beteiligung, mit Ansporn und in Anwesenheit weiterer Personen. Viertens, Brutalität: Die Vergewaltigungen wurden unter Einsatz sadistischer Folterpraktiken mit präzedenzloser Grausamkeit durchgeführt. Fünftens, mangelhafte Berichterstattung: Der Mord an den Frauen oder ihr Tod infolge von Verletzung, die sie erlitten hatten, sowie die weitverbreitete Ermordung von Zeugen dieser Taten führten zu mangelhafter Berichterstattung über die Taten der Terroristen. Darüber hinaus war die mangelhafte Berichterstattung eine Folge von Scham und Angst davor, gebrandmarkt zu werden, sowie von Selbstvorwürfen der Überlebenden. Sechstens, Vergewaltigung als Horrorshow: Neben den Angriffen unter Teilnahme und in Anwesenheit anderer Hamas-Kämpfer erfolgten die Misshandlungen vor den Augen anderer Opfer mit dem Ziel, Grauen und Angst zu verbreiten, zwecks Unterdrückung und Demütigung. Die Vergewaltigung einer Partnerin oder eines Familienmitglieds weitet die Folter aus auf die hilflosen Zeugen oder auf jene, die gefoltert werden, da sie versuchen, das Foltern anderer zu stoppen.

Von den Weltkriegen bis hin zu den Balkankriegen waren Frauenkörper stets Instrument in den Diensten des Feindes auf dem Schlachtfeld, sowohl dem physischen als auch dem mentalen. Der durch diesen schrecklichen Gewalteinsatz verursachte Schaden ist immer unerträglich. Doch im Zusammenhang mit dem Angriff am 7. Oktober kommt noch das Verbrechen der weit verbreiteten Leugnung und des Verschweigens hinzu, während Einzelpersonen, Organisationen und Staaten tatenlos bleiben.

Die internationalen Frauen- und Menschenrechtsorganisationen wie UN Women haben ein gewaltiges moralisches Versagen zu verantworten.

Die fehlende Bereitschaft jener Personen und Organisationen, der Realität ins Auge zu schauen und sie trotz ihrer Unbequemlichkeit anzuerkennen, ist unerträglich. In diesem Zusammenhang muss festgestellt werden: Die internationalen Frauen- und Menschenrechtsorganisationen wie UN Women haben ein gewaltiges moralisches Versagen zu verantworten. Ihr beschämend langes Schweigen im Zusammenhang mit dem Massaker des 7. Oktober und das Framing als „conflict-related sexual violence“ in der Stellungnahme von UN Women am 1. Dezember entzieht ihrer Arbeit jegliche Glaubwürdigkeit und macht sie irrelevant. Dies sind Organisationen, die stets die Fackel in unser aller Namen getragen haben, die Fackel, deren Grundmotto lautete: „Wir glauben dir bedingungslos.“ Diese Fackel haben sie mit eigenen Händen erstickt.

Trotz aller Zeugnisse und Informationen, die ans Tageslicht kommen, müssen wir uns mit der Möglichkeit abfinden, dass wir nie sämtliche Einzelheiten erfahren werden, einschließlich der genauen Anzahl an Frauen, Männern und Kindern, die Opfer der sexualisierten Gewalt am 7. Oktober geworden sind.

Die überlebenden Frauen und Männer müssen keine Erwartungen oder Forderungen des Staates und der Gesellschaft im Zusammenhang mit dem Trauma erfüllen, das sie durchlebt haben. Sie müssen ausschließlich an sich selbst denken – an ihre Seelen und an ihre Körper – und die Kontrolle, die sie verloren haben, wiedergewinnen. Ihre Stimme werden sie zu dem Zeitpunkt und in der Weise erheben, die ihnen als passend erscheint. Über 50 Jahre sind vergangen, bis die Zeugnisse über sexualisierte Gewalt während des Holocaust an die Öffentlichkeit zu dringen begannen. Auch hier wird die Zeit das ihrige dazu tun.

Das Risiko für die Entwicklung eines Posttrauma-Syndroms infolge von Vergewaltigung ist extrem hoch. Auch unter banalen Umständen können ihre Folgen für die seelische und physische Gesundheit und für die Lebensqualität der Betroffenen extrem schwer sein. Sexualisierte Gewalt im Krieg oder in der Geiselhaft beinhaltet zahlreiche und tief reichende traumatische Schichten.

Die Frauenorganisationen der Welt, allen voran UN Women, können noch immer etwas tun, indem sie diese grauenhaften Kriegsverbrechen endlich scharf und kompromisslos verurteilen und nicht kontextualisieren.

Die israelische Regierung ist verpflichtet, für Frauen zu sorgen, die versuchen, der chaotischen Realität, in der sie zerschmettert wurden, etwas Stabilität zurückzugeben. Viele der Überlebenden wurden aus ihren Häusern evakuiert. Sie benötigen seelische und physische Betreuung, wirtschaftliche Hilfe, eine Unterkunft und Hilfe bei der Arbeitssuche. Um über ein Trauma zu sprechen, ist ein Mindestmaß an Stabilität und die Wiedererlangung des Gefühls einer grundlegenden Kontrolle über das Leben erforderlich. Die Betroffenen vom 7. Oktober sind noch sehr weit davon entfernt.

Die Frauenorganisationen der Welt, allen voran UN Women, können noch immer etwas tun, indem sie diese grauenhaften Kriegsverbrechen endlich scharf und kompromisslos verurteilen und nicht kontextualisieren. Eine solche Verurteilung hätte eine gewaltige Bedeutung für die betroffenen Frauen des 7. Oktober, die dadurch sehen würden, dass sie nicht allein sind, weil Frauen weltweit ihren Schmerz teilen.