Ken Duberstein, Ronald Reagans letzter Stabschef im Weißen Haus, hat einmal bemerkt, dass Wahlkampf bedeute, seine Gegner zu besiegen, während Regieren bedeute, mit ihnen zusammenzuarbeiten. In seiner ersten Amtszeit als Präsident hat Donald Trump diesen Unterschied nicht verstanden. Aus diesem Grund war seine Regierungszeit oft von Dysfunktion und Chaos geprägt. Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit hat Donald Trump jedoch einen Vorteil, der ihm in seiner ersten Amtszeit fehlte: seine neue Stabschefin Susie Wiles. Als Co-Managerin seiner Kampagne 2024 bewies sie die unheimliche Fähigkeit, Ordnung in sein Chaos zu bringen. Ihr wird weithin zugeschrieben, sein politisches Comeback erfolgreich gelenkt zu haben.

Die meisten modernen Präsidenten erkennen – oft auf die harte Tour –, dass sie ohne einen starken Stabschef, der ihre Agenda umsetzt, nicht effektiv regieren können. Ein Stabschef übernimmt eine Vielzahl entscheidender Rollen: Er oder sie ist Pförtner, Vertraute, Schutzschild, Vollstrecker und gelegentlich sogar Therapeut des Präsidenten. Susie Wiles gilt als zurückhaltend, aber durchsetzungsstark und als schwer einzuschüchtern. Sie könnte Trumps beste Chance auf eine effektive zweite Amtszeit sein. Um diese erfolgreich zu managen, könnte Wiles vom Modell ihres Amtskollegen Jeff Zients lernen, dem zweiten Stabschef von Joe Biden. Zients übernahm die Rolle wiederum von Ron Klain, einem einflussreichen Stabschef mit scharfem politischem Instinkt und schnellem Finger auf Twitter, der sich nicht scheute, offen für Bidens Politik einzutreten.

Wiles scheint mit Zients eine ähnliche, zurückhaltende Persönlichkeit und einen weniger extrovertierten Führungsstil zu teilen. Der Brownlow-Ausschuss aus der Zeit von Franklin D. Roosevelt beschrieb den idealen Berater im Weißen Haus einst als jemanden mit „einer Leidenschaft für Anonymität“. Im Gegensatz zu überlebensgroßen Stabschefs wie James Baker unter Ronald Reagan und George H.W. Bush oder wie Leon Panetta unter Bill Clinton entsprach Zients genau diesem Bild: Er mied Interviews und öffentliche Auftritte im Fernsehen. Dieser Ansatz, unter dem Radar zu bleiben, ist auch die Vorgehensweise von Susie Wiles.

Jeff Zients hat bewiesen, dass es möglich ist, das Weiße Haus effektiv zu führen, selbst unter einem angeschlagenen Oberbefehlshaber. Doch Biden ist nicht Trump, dessen Markenzeichen Selbstdarstellung ist, nicht gute Regierungsführung. Doch im Laufe seiner Amtszeit wurde deutlich, dass altersbedingte Einschränkungen den mittlerweile 80-jährigen Biden zunehmend beeinträchtigten. Dies führte schließlich zu einer parteiinternen Rebellion, die seine Wiederwahlpläne empfindlich torpedierte.

Zients als Stabschef hielt jedoch den Kurs und setzte die Agenda von Biden um. Als wohlhabender Unternehmer und Managementgenie war er bekannt dafür, talentierte Persönlichkeiten zu rekrutieren und ihnen zentrale Aufgaben zu übertragen. Unter seiner Aufsicht wurde Julie Su, eine talentierte Anwältin, zur Arbeitsministerin ernannt; sie war maßgeblich an der Entschärfung mehrerer Arbeitskämpfe beteiligt. Lael Brainard übernahm die Leitung des Nationalen Wirtschaftsrats und half dabei, den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank zu managen – eine Krise, die sie kommen sah, als sie bei der Federal Reserve war. Zudem gelang es Zients, eine Pattsituation in Bezug auf die Schuldenobergrenze abzuwenden. Auch arbeitete er mit Verkehrsminister Pete Buttigieg zusammen, um einen Streik der Hafenarbeiter zu verhindern, der womöglich die gesamte Wirtschaft zum Erliegen gebracht hätte.

Zients und dem engeren Kreis von Präsident Biden kann vorgeworfen werden, den Präsidenten nicht auf seine hartnäckige Entschlossenheit zur Wiederwahl angesprochen zu haben – obwohl deutlich war, dass er offenbar nicht in der Lage gewesen ist, eine zweite Amtszeit effektiv zu bewältigen. Doch das war eher ein Versagen der Politik als des Managements im Weißen Haus.

In nur einer Amtszeit hat Trump vier Stabschefs verschlissen.

Für Susie Wiles könnte die Leitung von Donald Trumps Weißem Haus jedoch eine nahezu unmögliche Aufgabe sein. In nur einer Amtszeit hat Trump vier Stabschefs verschlissen. Drei von ihnen scheiterten nahezu vollständig daran, Ordnung in die chaotische Regierung zu bringen, während der vierte, Mark Meadows, kaum versuchte, Trumps Impulsen Einhalt zu gebieten. Stattdessen schien er bereit, nahezu allen Wünschen des Präsidenten nachzugeben – einschließlich seiner Bemühungen, die Wahl 2020 zu kippen.

Infolgedessen konnte Trump während seiner Amtszeit nur wenige gesetzgeberische Erfolge verzeichnen. Ein nicht eingehaltenes Versprechen, Amerikas Infrastruktur zu erneuern, ein missglückter Versuch, den Affordable Care Act aufzuheben, sowie ein kostspieliger Regierungsstillstand sind nur einige Beispiele für seine Misserfolge im Kongress. Um dieses Muster in seiner zweiten Amtszeit zu durchbrechen, wird Wiles allerdings schnell ihre Lernkurve anpassen müssen. Sie hat seit Jahrzehnten nicht mehr in Washington gearbeitet – zuletzt war sie dort Terminplanerin unter Ronald Reagan. Unter dessen Präsidentschaft arbeitete sie später im Arbeitsministerium.

Dennoch stehen die Chancen gut, dass Wiles dort erfolgreich sein könnte, wo andere gescheitert sind. In ihrer Rolle als Beraterin von Donald Trump oder zuvor für Floridas Gouverneur Ron DeSantis (mit dem sie sich später heftig verkrachte) bewies sie Durchhaltevermögen und Effektivität. Sie hielt sich im Hintergrund, konzentrierte sich auf die notwendigen Details und trug so entscheidend zum Erfolg der Wahlkampagnen bei.

Susie Wiles hat all die Geschichten über die turbulente erste Amtszeit von Donald Trump gehört – doch sie ist überzeugt, dass er sich verändert hat. Als ich kürzlich mit ihr sprach, fuhr sie gerade den Highway I-95 von Mar-a-Lago zu ihrem Haus in Ponte Vedra Beach in Florida, hinauf. Auf derselben Fahrt hatte sie zuvor ein Gespräch mit Hakeem Jeffries geführt, dem demokratischen Minderheitenführer des Repräsentantenhauses. „Es war sehr produktiv“, berichtete sie über den Austausch. „Ich habe ihm wörtlich gesagt: ,Sie werden einen anderen Donald Trump erleben, wenn er zurückkehrt und Sie beginnen, mit uns zusammenzuarbeiten.‘“ Wiles schien erfreut darüber, dass sich plötzlich auch einige Trump-Kritiker bei ihr meldeten. „Ich kenne viele dieser Leute nicht persönlich“, gab sie zu. „Aber selbst John Fetterman und einige andere Demokraten, die den Präsidenten scharf kritisiert haben, haben den Kontakt gesucht.“

Als Stabschefin wird es ihre Aufgabe sein, das Oval Office vor jenen abzuschirmen, die Trumps schlechteste Instinkte befeuern. In normalen Zeiten besteht die zentrale Aufgabe eines Stabschefs im Weißen Haus darin, dem Präsidenten auch unbequeme Wahrheiten zu sagen. Bei Donald Trump jedoch ist das nahezu unmöglich. Doch Wiles hat bewiesen, dass sie in der Lage ist, ihre Kämpfe klug auszuwählen und Trump erfolgreich aus den gefährlichsten Situationen herauszusteuern. Gleichzeitig muss Wiles eine klare Grenze ziehen, wenn Anweisungen den Rahmen des Akzeptablen sprengen. Richard Nixon etwa forderte einst seinen Stabschef H.R. Haldeman auf, in die Brookings Institution einbrechen zu lassen, um dort einen Safe zu sprengen – Haldeman widersetzte sich klugerweise dem Befehl. Angesichts von Trumps impulsivem Charakter und seiner Vorliebe, mit provokativen Entscheidungen zu schockieren, wird es für Wiles wohl häufig Tage geben, an denen sie ihn entschieden zurückweisen und deutlich „Nein“ sagen muss.

Bei Trumps Wahlkampf verfolgte Wiles den Ansatz des legendären Footballtrainers Woody Hayes der Ohio State University: mit drei Yards und einer Staubwolke einen Sieg nach dem anderen zu erringen – also kleine, aber stetige Fortschritte zu machen, bis das Ziel erreicht ist. Das verwundert nicht, schließlich ist sie die Tochter des berühmten Sportmoderators und ehemaligen Profi-Footballspielers Pat Summerall.

Als Stabschefin muss sie Trump helfen, klare Prioritäten für seine Agenda zu setzen. Ein impulsives Regieren, geprägt von Dutzenden Durchführungsverordnungen und Hunderten von Begnadigungen, wie in den ersten Tagen seiner aktuellen Präsidentschaft, führt kaum zu nachhaltigem Erfolg. Ihre beste Chance liegt darin, strategisch die parlamentarischen Hürden auf dem Capitol Hill aus dem Weg zu räumen, während Trump – wie ein Team-Besitzer auf der Ehrentribüne – der Menge zuwinkt und den Applaus genießt.

Für Trump und seine neue Stabschefin steht jetzt viel mehr auf dem Spiel als noch im Wahlkampf. Ideen, wie den Panamakanal oder Grönland zu erobern – sogar mit Gewalt, was Trump kürzlich nicht ausschließen wollte –, klingen im Oval Office ganz anders aus im Ballsaal in Mar-a-Lago. Wenn ein gewählter Präsident aus der Reihe tanzt und etwas Unerhörtes sagt, ist das eine Sache. Wenn ein Präsident sich zu sehr hinreißen lässt, kann das Leben kosten. Wiles könnte die entscheidende Barriere zwischen dem Präsidenten und einer Katastrophe sein.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der New York Times.