Im Modernisierungsprozess Chinas ist der Einfluss des demografischen Faktors enorm. Es ist zu einer wichtigen Hauptaufgabe geworden, die Herausforderungen, die durch die enorme Größe der Bevölkerung und die tiefgreifenden Veränderungen in der demografischen Struktur entstehen, angemessen zu bewältigen.
Präsident Xi Jinping hat fünf Merkmale eines modernen sozialistischen Staates mit chinesischer Prägung herausgearbeitet, wobei das wichtigste Merkmal die Modernisierung einer riesigen Bevölkerung ist. Es hat mindestens zwei Dimensionen: Die erste ist die historische Dimension. Der Modernisierungsprozess der menschlichen Gesellschaft ist seit mehr als 200 Jahren im Gange. In Großbritannien begann er in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und betraf zehn Millionen Menschen, in den USA nahm er im 20. Jahrhundert an Fahrt auf und betraf da schon Hunderte von Millionen Menschen. Chinas Modernisierungsziel soll nun mit einer Bevölkerung von mehr als 1,4 Milliarden realisiert werden, was diese Modernisierung zur dramatischsten in der Geschichte der menschlichen Entwicklung macht.
Die zweite Dimension ist der Aspekt der Realität. Nach der Statistik im Jahr 2022 beträgt die Bevölkerung Chinas 1,413 Milliarden Menschen, das sind etwa 17,7 Prozent der Gesamtbevölkerung der Welt, das 4,26-fache der Bevölkerung der Vereinigten Staaten, das 3,16-fache der Bevölkerung der Europäischen Union, das 9,75-fache der Bevölkerung Russlands und das 11,21-fache der Bevölkerung Japans. Die Bevölkerung Chinas ist größer als die der Länder und Regionen der Welt zusammengenommen, die sich bisher modernisiert haben.
Darüber hinaus ist Chinas Streben nach allgemeinem Wohlstand für alle Menschen angesichts seiner riesigen Bevölkerung nicht nur von weltweiter Bedeutung, sondern auch komplex und mühsam. Die Entwicklung Chinas von einem rückständigen Agrarland zu einem Industrieland innerhalb weniger Jahrzehnte – und mehr noch in den letzten zehn Jahren – hat fast 100 Millionen Menschen aus der Armut befreit. Sie hat die regionale und die absolute Armut beseitigt und eine Gesellschaft mit allgemeinem bescheidenem Wohlstand aufgebaut – eine solide Grundlage für die vollständige Verwirklichung der Modernisierung des Landes.
China bewegt sich unaufhaltsam auf eine Ära der starken Überalterung zu.
Zwar ist die Bevölkerungszahl riesig, doch ist auch zu bedenken, dass die Bevölkerungsstruktur Chinas tiefgreifende Veränderungen erfährt, die sich erheblich auf den Modernisierungsprozess des Landes auswirken werden. Das Land befindet sich nun in einem kritischen Zeitfenster, in dem eine umfassende Reaktion erforderlich ist. Was die Alterungsrate betrifft, so ist China 1999 und 2000 in eine leicht alternde Gesellschaft eingetreten, wenn man den Anteil der Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung zugrunde legt, der 60 beziehungsweise 65 Jahre oder älter ist. Legt man den Standard der 65-Jährigen zugrunde, so erreicht der Anteil im Jahr 2021 14,2 Prozent, womit China formell in eine mäßig alternde Gesellschaft eintritt und sich unaufhaltsam auf eine Ära der starken Überalterung zubewegt, die voraussichtlich im Jahr 2035 eintreten wird. Weltweit gesehen wuchs der Anteil der älteren Bevölkerung zwischen 1990 und 2020 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 2,5 Prozent, während sie in China um 3,3 Prozent zunahm.
Was den Umfang der alten Bevölkerung betrifft, so lebten Ende 2021 in China 267 Millionen Menschen im Alter von 60 Jahren und älter – und über 200 Millionen Menschen im Alter von 65 Jahren und älter. Das Alterungstempo beschleunigt sich weiter, da die während des Geburtenhochs in den 1960er Jahren geborene Bevölkerung in das hohe Alter kommt, wobei die Gesamtzahl der älteren Menschen im Jahr 2025 voraussichtlich 300 Millionen und im Jahr 2035 400 Millionen übersteigen wird.
Gleichzeitig ist die Alterung Chinas auch durch die rasche Entwicklung einer alternden Bevölkerung mit einer niedrigen Geburtenrate gekennzeichnet, wobei der durchschnittliche jährliche Anstieg der Zahl der über 80-Jährigen mehr als eine Million beträgt, während die Geburtenrate unter 1,3 gesunken ist. Die Bevölkerung ist in eine Ära des negativen Wachstums eingetreten, wobei die Familienstruktur immer kleiner wird, das heißt, dass die durchschnittliche Haushaltsgröße unter drei Personen liegt. Ein- und Zweipersonenhaushalte werden zum Hauptbestandteil der Familienstruktur und mehr als die Hälfte der älteren Menschen lebt alleine ohne Betreuung durch die Kinder. In Verbindung mit der hohen Mobilität der Bevölkerung, der Entfremdung zwischen den Generationen und den Nachbarn und der Umwandlung einer Gesellschaft von Bekannten in eine Gesellschaft von Fremden hat dies zu einer irreversiblen Schwächung der traditionellen Schutzfunktion der Familie und der sozialen Solidarität geführt. Gleichzeitig nimmt der Bedarf der älteren Menschen an der Aufrechterhaltung ihrer Lebensqualität zu und die starre Nachfrage nach Altenbetreuungsdiensten steigt dramatisch.
Die Veränderungen in der demografischen Struktur Chinas wirken sich in vielfältiger Weise auf den Modernisierungsprozess des Landes aus.
Die erwähnten Veränderungen in der demografischen Struktur Chinas haben sich in vielfältiger Weise auf den Modernisierungsprozess des Landes ausgewirkt: Erstens ist die Frage des Pflegens der alten Bevölkerung zur größten Sorge für den Lebensunterhalt der Menschen geworden. Sie hat sich von einer Familienangelegenheit zu einer nationalen Angelegenheit gewandelt, so dass die chinesische Regierung ihr mehr Aufmerksamkeit schenken und ein umfassendes politisches System aufbauen muss.
Zweitens stellt sie eine Herausforderung für die Entwicklung der sozialen Versorgung dar. Einerseits hat die beschleunigte Entwicklung der alternden Bevölkerung unmittelbar zu einem kontinuierlichen Anstieg des Drucks auf die Renten- und Krankenkassen geführt. Da die Nachfrage nach Dienstleistungen für ältere Menschen ebenfalls schnell wächst, ist die Optimierung der Renten- und Krankenversicherungssysteme sowie die Beschleunigung der Entwicklung der Dienstleistungsindustrie für ältere Menschen zu einer dringenden Aufgabe geworden. Andererseits wirkt sich die immer ernster werdende Situation von Alterung plus niedriger Geburtenrate direkt auf die ausgewogene Entwicklung der Bevölkerung aus. Die chinesische Regierung muss auch die Entwicklung von Mutterschutz, Kinderfürsorge und verwandten Dienstleistungen beschleunigen, um die Belastung durch Kinderbetreuung zu verringern und das Gleichgewicht zwischen Beruf und Familie zu schaffen. Hoffentlich kann die Reproduktionsrate dadurch auf ein normales Niveau zurückkehren.
Der demografische Wandel wirkt sich, drittens, direkt auf das Beschäftigungsmuster aus. Gemäß der aktuellen gesetzlichen Rentenpolitik schrumpft Chinas Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter seit 2012 Jahr für Jahr. Bis ins Jahr 2022 war sie um mehr als 65 Millionen im Vergleich zu 2011 zurückgegangen, wovon 2022 ein Rückgang um 6,66 Millionen im Vergleich zu 2021 zu verzeichnen sein wird. Dies zeigt, dass Chinas Zeitalter endgültig vorbei ist, wo Arbeitskräfte auf unbestimmte Zeit zur Verfügung stehen. Obwohl die Gesamtzahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter immer noch groß ist, haben einige Regionen oder Branchen Schwierigkeiten bei der Anwerbung von Arbeitskräften, was eine Anpassung des Rentenalters und eine weitere Optimierung der Beschäftigungspolitik zwingend erforderlich macht.
Und viertens haben diese Veränderungen direkte Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung. Einerseits wird der tiefgreifende demografische Wandel unweigerlich zu Veränderungen in der Struktur des Konsums führen, was sich wiederum auf die Struktur der Industrie auswirken wird. Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung wird sich zwangsläufig an die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft anpassen müssen, was die Anpassung und Modernisierung der Industriestruktur erfordert. Und die Industrien, die Dienstleistungen für die Menschen erbringen, werden sich weiterentwickeln. Andererseits wird der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter aufgrund von Überalterung und Kinderlosigkeit unweigerlich zu höheren Arbeitskosten und einer langsameren Verbesserung des Humankapitals führen, was wiederum die Unternehmen dazu zwingen wird, Kapital als Ersatz für Arbeitskräfte und Maschinen als Ersatz für Menschen einzusetzen. Wenn dies nicht richtig gehandhabt wird, wird es zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums führen.
Bis Mitte dieses Jahrhunderts soll das durchschnittliche Renteneintrittsalter schrittweise von derzeit 54 auf über 60 erhöht werden.
Die enorme Größe der Bevölkerung und die demografischen Veränderungen sowie ihre komplexen Auswirkungen sind wichtige Realitäten, die angegangen werden müssen. Die chinesische Regierung hat in der Tat bereits eine entsprechende Konzeption entwickelt und umgesetzt. So wurde erstens die aktive Bewältigung der Bevölkerungsalterung als nationale Strategie festgelegt und schrittweise in das entsprechende politische System integriert. 2020 hat das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas die Umsetzung einer nationalen Strategie zur aktiven Bewältigung der Bevölkerungsalterung vorgeschlagen, und 2021 sind entsprechende Umsetzungen im nationalen „14. Fünfjahresplan“ und eine Zielskizze im Langfristplan 2035 aufgenommen worden. Die Kernelemente der Strategie sind die Formulierung einer langfristigen Bevölkerungsentwicklungsstrategie; die Einrichtung eines grundlegenden Dienstleistungssystems für ältere Menschen; die beschleunigte Entwicklung der Dienstleistungsindustrie und -branchen für ältere Menschen; die Optimierung des Rentenversicherungssystems; die schrittweise Verschiebung des Renteneintrittsalters; die aktive Entwicklung der Humanressourcen für ältere Menschen und die Entwicklung einer Wirtschaft für die „Silberhaarigen“; sowie die Optimierung der Fertilitätspolitik; die Entwicklung eines integrativen Kinderbetreuungssystems; die Senkung der Kosten für Geburt, Elternschaft und Erziehung und die Förderung einer ausgewogenen langfristigen Bevölkerungsentwicklung. Diese strategischen Pläne werden schrittweise in das jeweilige politische System integriert.
Zweitens sind das System und der Mechanismus für die Versorgung der alternden Bevölkerung zu verbessern, entsprechende organisatorische Garantien für die Umsetzung der nationalen Strategie zur Bewältigung der Bevölkerungsalterung sollen bereitgestellt werden. Bei der institutionellen Reform 2018 wurden dem Ministerium für Zivilangelegenheiten Sonderbehörden wie das Department of Pension Services und das Department of Child Welfare hinzugefügt. Bei der institutionellen Reform 2023 wurden die Aging Work Agency und die China Association for the Aged dem Ministerium für Zivile Angelegenheiten unterstellt, wodurch die Verantwortungen der zuständigen Ressorts für die Gesamtplanung und die koordinierte Förderung weiter gestärkt werden. Es wird erwartet, dass das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas auch stärkere organisatorische Maßnahmen ergreifen wird, um die nationale Strategie zur aktiven Bewältigung der Bevölkerungsalterung vollständig umzusetzen.
Die Optimierung des Sozialversicherungssystems soll, drittens, beschleunigt werden. Einschließlich: der Förderung der Reife und der Vollendung des gesetzlichen Rentensystems durch die Umsetzung der nationalen Gesamtplanung der Grundkapitalversicherung; einer Förderung der universellen Krankenversicherung durch Optimierung des Finanzierungsmechanismus, einer Vereinheitlichung der Zahlungspolitik für Behandlungen und der Verbesserung der Ebene der Gesamtplanung. Ein grundlegendes Altersversorgungssystem soll eingerichtet werden, damit die koordinierte Entwicklung des Altersversorgungsgeschäfts und der Altersversorgungsbranche gefördert wird. Die Altersversorgungsdienstformate sind zu bereichern, wobei bequemere und zugänglichere Altersversorgungsdienste für ältere Menschen in allen Ebenen bereitzustellen sind. Durch die Einrichtung des Mutterschaftsgeldsystems und die Entwicklung der Kinderfürsorge soll das System der Familienunterstützung verbessert werden, und so weiter. Was China braucht, ist ein vollständiges Sozialversicherungssystem, das der Überalterung und Kinderlosigkeit gewachsen ist.
Und als letzten Punkt sollte man die relevante Politik regulieren, damit sich die Politik an die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur anpasst. Dazu gehört, das gesetzliche Renteneintrittsalter so schnell wie möglich in kleinen Schritten zu verschieben. Von jetzt an bis Mitte dieses Jahrhunderts soll das durchschnittliche Renteneintrittsalter schrittweise von derzeit 54 auf über 60 Jahre erhöht werden. Die Humanressourcen für ältere Menschen sollen sich weiterentwickeln und Wiedereinstellungsrichtlinien sollen für Rentner formuliert werden. Ältere Menschen sollen zur Wiederbeschäftigung, zur Gründung eines eigenen Unternehmens und zur Teilnahme an sozialen Aktivitäten ermutigt werden. Strategien sind einzuführen, damit die Entwicklung von Industrien unterstützt wird, die für ältere Menschen geeignet sind. Die Wirtschaft für die Silberhaarigen soll gefördert werden, damit sie zu einem neuen Wachstumspunkt der Volkswirtschaft wird und damit der Konsumbedarf älterer Menschen effektiv gedeckt werden kann.