Das Attentat gegen Charlie Hebdo kam mit Ansage. Islamistische Gewalt oder ihre Androhung ist spätestens seit der Fatwa gegen Salman Rushdie Teil der politischen und kulturellen Landschaft Europas. Diesmal hat sie mit Charlie Hebdo eine Ikone der libertären Gesellschaften Europas getroffen: Wie kein anderes Medium war „Charlie“ ein Kind des Mai 68.
Die Frage ist, ob die europäische Linke aus diesem Angriff endlich Konsequenzen zieht. Denn die bittere Wahrheit ist, dass die europäische Linke viel zu lange die islamistische Gefahr banalisiert hat. Gefangen in einem werterelativierenden Multikulturalismus hat sie passiv zugesehen, wie an den Rändern der Zuwanderungsgesellschaften Westeuropas ein Klima des antiwestlichen Hasses heranwuchs. Wenn dieser Hass schließlich tätig wurde, hat sie sich meistens weggeduckt. Viel zu oft hat die europäische Linke aus Gründen der Political Correctness weggesehen: Als islamische Fanatiker im Zuge des Karikaturenstreits Menschen töteten und bedrohten, hat sie Verständnis für die verletzten Gefühle der Täter gezeigt, nicht für die der Opfer. Erst nach einem Aufschrei der Öffentlichkeit ging die Labour-Regierung in Großbritannien gegen die Fanatiker vor, die mit ihren „Kill all Enemies of Islam“-Plakaten durch britische Städte zogen. Weggesehen wurde auch, als in britischen Islamschulen die Amputation von Gliedern zum Unterrichtsthema wurde. Wenn, wie in Rotherham, organisierte sexuelle Gewalt aus migrantischen Milieus gegen Minderjährige ausging, wurde die Strafverfolgung behindert. Als die französische Assemblée Nationale für das Verbot der Burka stimmte, enthielt sich die PS-Fraktion der Stimme. Weder Salman Rushdie noch Kurt Westgaard haben von der europäischen Linken viel Unterstützung erfahren. Im Gegenteil: Immer wieder hat die Linke eingestimmt in den Chor derjenigen, die jede Kritik an der kulturellen und politischen Praxis des Islam als „menschenfeindliche“ Islamphobie und Xenophobie tabuisierten. Säkulare und assimilationsorientierte Einwanderer wurden in ihrem Kampf gegen religiöse Identitätspolitiken weitgehend allein gelassen.
Auf eine perverse Art artikuliert sich hier ein paternalistischer Gutmenschenrassismus.
Die Dynamik und Pathologie der ideologischen und politischen Entwicklungen in der islamischen Welt hat die Linke nie ernsthaft interessiert. Religiöser Fanatismus, Gewaltkultur, Radikalisierung und Anti-Okkzidentialismus in migrantischen Milieus wurden immer nur als Reaktion auf angebliche Ausgrenzungserfahrungen behandelt. Auf eine perverse Art artikuliert sich hier ein paternalistischer Gutmenschenrassismus, der auch 50 Jahre nach der Entkolonialisierung den muslimischen Anderen nicht als Subjekt seiner Geschichte begreifen kann, sondern nur als reagierendes Objekt westlichen Handelns. Der Islamismus ist aber nicht in Seine-Saint Denis oder Neukölln entstanden, sondern in Riad, Kairo und Islamabad. Er ist ein ideologisches Kind der Modernisierungskonflikte der islamischen Welt selbst.
Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff hatte völlig Recht, als er erklärte, dass „der Islam zu Deutschland gehört“. Man mag das gut oder schlecht finden, es ist einfach so, weil in diesem Land (und auf diesem Kontinent) eine signifikante Gruppe von Menschen lebt, die dieser Religion angehören und sich ihrem Weltbild verpflichtet fühlen. Diese Normalität des Islam in Europa bedeutet aber auch, dass die europäische Linke sich mit ihm wie mit jeder anderen Ideologie auseinanderzusetzen hat.
Gegner eines linken Menschenbildes
Sie hat zu prüfen, wo und wie ihre Werte und Ziele mit den Normen und der kulturellen und gesellschaftlichen Praxis dieser Religion übereinstimmen, aber auch, wo sie diesen widersprechen. Dort, wo diese Ideologie im Widerspruch zu zentralen Zielen eines linken Menschenbildes steht, wo sie elementaren Freiheits- und Gleichheitsnormen widerspricht, ist sie ein politischer Gegner, wie jede andere derartige Denkschule auch. Oliver Schmolke, einer der klügsten Köpfe der deutschen Sozialdemokratie, schreibt in seinen Buch „Über die Freiheit“: „Die Menschen, die kamen, brachten die nationalen Identitätskämpfe ihrer Heimatländer mit, und sie als Gleiche anzuerkennen, muss auch heißen, ihre Ideologien mit gleichem Maß zu beurteilen. Nationalistische und religiös fundamentalistische Einwanderer sind Rechtsextreme, die wie ihre europäischen Verwandten einer Ideologie der Ungleichheit anhängen. Das hätten Linke immer wissen und sagen müssen.“
Dort, wo diese Ideologie im Widerspruch zu zentralen Zielen eines linken Menschenbildes steht, ist sie ein politischer Gegner.
Das haben sie aber oft genug nicht getan. Die Tradition der Ideologie- und Religionskritik, die seit den Tagen der Aufklärung ein wesentliches Element der normativen und praktischen Emanzipations- und Freiheitsambition der europäischen Linken war, wurde durch das Schlagwort der Xenophobie mundtot gemacht. Stattdessen hat die Linke tatenlos zugesehen, wie sich eine homophobe, anti-semitische, radikal freiheits-, gleichheits- und frauenfeindliche Ideologie in Europa breit gemacht hat. Zur wachsenden Gewaltbereitschaft dieser Bewegung hat sie – jenseits von Warnungen vor „Verallgemeinerungen“ – fast nichts zu sagen gehabt. Diese Realitätsverweigerung droht sich nun bitter zu rächen. Der Kampf gegen religiösen Totalitarismus und Obskurantismus hat im 19. Jahrhundert dazu beigetragen, die Linke in Europa groß zu machen. Ihre Feigheit, diesen Kampf unter geänderten Umständen wieder aufzunehmen, droht sie nun klein zu machen: politisch und moralisch.
Der Text wurde am 2. Februar aktualisiert.
71 Leserbriefe
das ist mit Abstand das Objektivste und Rationalste überhaupt, was ich bisher über dieses Thema gelesen habe und ich würde jeden Satz des Artikels unterschreiben.
Danke an den Autor!
ich stimme Ihrer Position vorbehaltlos zu, dass jede politische, religiöse oder kulturelle Bewegung, die Freiheits- und Gleicheitswerte als Kerninhalte einer linken Programmatik bekämpft, als politischer Gegner anvisiert werden muss. Insbesondere, wenn deren Ziele sogar mit Hilfe von Gewalt umgesetzt werden sollen. Ebenso trifft Ihre Beobachtung mit Sicherheit zu, dass - nicht nur - linke Kreise ein islamisches Gewaltpotential in unseren westlichen Gesellschaften manchmal durchaus unterschätzen und dass dieser blinde Fleck mitunter auch an einer - nachvollziehbaren - hohen Sensibilität im Umgang mit "fremden Kulturen" liegt. Ein höheres Maß an Realismus und weniger Schönwetter-Multikulturalismus bei der politischen Analyse potential radikaler Bewegungen ist dabei sicherlich notwendig. Das sollte aber eigentlich alles common sense sein. Hier hört mein Kopfnicken aber leider auf.
Über ihre Querverweise zu Pegida bin ich nämlich mehr als überrascht - gerade aus einer linken Perspektive. Sie sprechen der Pegida-Bewegung das Ziel einer "Bewahrung einer freiheitlichen und säkularen Gesellschaft zu". Bisher konnte ich unter den Demonstranten allerdings niemanden ausmachen, der die politischen und kulturellen Leitsprüche der europäischen Aufklärung auf Kant- und Rousseau-Transparenten vor sich herträgt. Genau im Gegenteil artikulieren sich unter dem Deckmantel eines "europäischen Patriotismus" ausländerfeindliche Ressentiments, Sozialneid, die Angst vor einer kulturellen Überfremdung und vor religiösem Pluralismus, der ein irgendwie christlich konnotiertes Abendland unterwandern könnte. Mit dieser Agenda geht es Pegida um viel breitereThemen, als "nur" religiös motiverte Gewalt oder Fundamentalismus. Dass wissen wir beide.
Wie eingangs erwähnt, gebe ich Ihnen Recht, dass politisch und religiöser Radikalismus stärkerer Aufmerksamkeit bedürfen. Damit würde man suspekten Wortführern und Bewegungen wie Pegida auch das alleinige Anspruchsrecht auf die Besetzung dieser Themen entziehen und gleichzeitig verhindern, dass die noch einigermaßen vernünftigen "Ängstlichen" jenen Wortführern Zulauf schenken.
Als Reaktion auf die gestrigen Anschäge und wegen einer Angst vor der Banalalisierung islamisch motiverter Gewalt schlägt Ihr Pendel jedoch viel zu weit in die entgegengesetzte Richtung aus. Und das ist es, wovor wir uns gerade besonders hüten sollten
Eine angemessenere Strategie für populistische Ängste in deutschen Bevölkerungsschichten sowie für sich radikalisiserende migrantisch geprägte Milieus sehe ich weiterhin in einer umfassenden Politik der sozialen Integration, wie Sie auch in diesem Journal vor ein paar Wochen von René Cuperus vertreten wurde.
gehoert nicht auch zu den aufgaben der linken z fragen wieso die einziege weltmacht + vebuendete gestuetzt auf luegen ein land wie irak angreifen und parallel dazu auch moederische elkaidebanden das land ueberfallen und jahrelang jeden tag in den irakischen staedten 60 bis 100 menschen umbrachten und nochumringen?
wo bleibt die ursachenforschung?
wenn es hass gibt, was sind die ursachen?
wo bleiben loesungen fuer palestina und israel konfklikt, die ueber 70 jahre andauern?
seien wir doch ehrlich auch mit uns selbst. sind wir als angehoerige des westlichen kulturkreises immer bei all diesen geschehen unschuldig? allein durch den irak krieg der usa nnd gb sind mehrere hunderttausende menschen in irak getoetet worden? sie schenen n nseren dekadnten vorstellngen nch wert!
war es nicht deutschland,das nter helmut kohl 13 mlliarden mark als deutschen beitrag fuer den ersten irakkrieg den amis bezahlte?
ja n der tat, wir als westliche lnken haben sehr oft nicht laut genug dagegen protestiert. und als die wstl. laender das syresche regierung stuerzen wollten, waffen und geld und kaempfer organsierten, waren wir ach sehr leise und nicht laut genug. die zerstoerng von syrien und auch iraks und inflgedessen radikalisierungen wie die barbarischen is sind auch konsequenzen der poltik in unseren geschaetzen laendern! luegen wir uns selber nicht zu viel an!
Der Artikel ist das beste, das ich bisher zum Charlie Hebdo Anschlag gelesen habe.
Danke!
als Linker und anderen Kulturen gegenüber Hochsensibler habe ich seit meiner frühen Jugend die Nähe und Verständigung mit vornehmlich muslimischen Migranten gesucht, ihre Kinder betreut, ihnen bei Behördensachen geholfen und für ihre Belange das Wort ergriffen, wo immer ich konnte.
Meiner Erfahrung nach gibt es nun zwei - man verzeihe mir die grobe Pauschalisierung, selbstverständlich ist die Realität nuancierter - Richtungen, in die ein muslimisches Einwandererkind, das in Deutschland geboren ist und die deutsche Staatsbürgerschaft, bzw. einen Doppelpass besitzt, sich entwickelt:
Es lernt die deutsche Sprache akzentfrei und teilw. äußerst eloquent zu sprechen, macht einen soliden Schulabschluss, tritt seine Ausbildung/Studium an, wird Kfz-Meister bei VW, Anwalt oder verpflichtet sich bei der Bundeswehr (wozu ich nun wieder nicht geraten hätte, aber das ist ein anderes Thema), ist freundlich und verträglich und definitiv eine echte Bereicherung für unser Land.
Oder: es beherrscht weder die Muttersprache der Eltern, noch die Sprache seiner neuen Heimat in einem ausreichenden Umfang, verlässt die Schule, bricht die Ausbildung ab oder tritt erst gar keine an, sitzt hauptsächlich vor der Playstation, und steht bald zum ersten (aber nicht letzten) Mal der Polizei und den Gerichten gegenüber. Drogen und Gewaltdelikte, meist in Kombination, sind der Grund. Das kommt so häufig vor, dass man es als Muster bezeichnen kann, und kein noch so sozialer Kraftakt scheint diese Kinder erreichen zu können.
Gesellschaftlich scheint ihnen wirklich alle erdenkliche Unterstützung zuzukommen, Lehrer, Ämter, Verbände, engagierte Privatpersonen scheuen oft keine Mühe, die - vermeintlich gesellschaftlich bedingten - Probleme auszugleichen, und glauben Sie mir, es tut weh, wenn man ein Kind ins Herz geschlossen hat und später hilflos mitansehen muss, wie es mit eiserner Konsequenz auf Kriminalität und soziales Abseits zudriftet.
Es mag meinem linken Umfeld geschuldet sein, dass ich Faschismus bei Deutschen nie wirklich kennengelernt habe. Ich will gar nicht bestreiten, dass es ihn gibt! Erfahren habe ich ihn aber erst bei diesen Jugendlichen, eine erschreckende Verachtung und Herablassung gegenüber "den Deutschen" und "der deutschen Gesellschaft", in der sie großgeworden sind. Verweichlicht und dekadent, das sind ihre Vorwürfe. Sie leben danach, dass man sich "Respekt" erst verdienen muss, und "die Deutschen" kriegen das in ihren Augen einfach nicht gebacken.
Ich habe nicht den leisesten Schimmer, wie man diesem Phänomen strukturell beikommen soll, aber dass es an mangelnden integrativen Angeboten keinesfalls liegen kann, beweist die o.a., vollständig integrierte Gruppe.
Obwohl "gute Linke" (auch ich, über Jahrzehnte) Beißreflexe bekommen bei dem Gedanken, die eigene nationale/kulturelle Identität in Zukunft positiver zu sehen, als das traditionell seit 1945 bei uns der Fall ist, ahne ich mittlerweile, dass eine solche, stolzere Haltung diesen Jugendlichen den Respekt abnötigen würden, den sie ganz offensichtlich nur zu gern empfinden würden. Wenn man eine Integration wünscht, sollte man auch etwas zu bieten haben, das dieser Anstrengung wert ist.
Diese Jugendlichen haben in so manchen Fällen keinen blassen Schimmer von unserer unrühmlichen Vergangenheit, aber sie sehen sehr klar, wie wir uns selbst permanent klein und schwach machen. Mir scheint, wir versuchen heute noch, die Nazi-Schuld zu sühnen, indem wir die teilweise sehr groben Verfehlungen dieser Jugendlichen "aushalten", wie es mitunter sogar öffentlich gefordert wird, sozusagen als Wiedergutmachung - dies aber an jungen Menschen, die damit rein gar nichts anzufangen wissen, weil sie in Wahrheit verzweifelt eine - JA, AUCH NATIONALE - Identität suchen, auf die sie STOLZ sein und aus der sie Kraft schöpfen können. Für praktisch alle anderen Völker der Erde ist Stolz und Liebe zu ihrer eigenen kulturellen Identität eine Selbstverständlichkeit, nennt sich Patriotismus und gilt als Tugend. Bei uns in Deutschland wird Patriotismus ohne Umwege zu Nationalismus/Nationalsozialismus und gilt als Schmach und Schande. Als traditionell gesinnter z. B. Türke würde ich mir niemals eine solche Haltung freiwillig auferlegen wollen - also lieber keine Integration, sondern entschiedene Abgrenzung.
Entschuldigen Sie die Länge, aber mir scheint, hier existiert ein kollektiver blinder Fleck, der unbedingt ausgiebig beleuchtet werden sollte, um der Ordnung und des Friedens willen in unserem Land. Denn bei aller Überzeugung für den linken Klassenkampf: Siebzig Jahre Selbstbezichtigung sollten reichen.
"Die Linke machte einmal den Fehler anzunehmen, daß sie ein Monopol auf Antikapitalismus hätte; oder umgekehrt: daß alle Formen des Antikapitalismus zumindest potentiell fortschrittlich seien. Dieser Fehler war verhängnisvoll – nicht zuletzt für die Linke selbst.” Moishe Postone, 1974
Ich stimme Ihnen zu, dass die Radikalisierung, Fanatismus, usw. keine alleinige Reaktion auf westliche Politik ist, aber sie hat schon einen grossen Beitrag dazu geleistet, wenn man nach den Ursachen forscht. Einige Beispiele hat satro schon genannt und da gibt es noch viel mehr. Wir haben die Saat mit unseren "freedom and democracy" Kriegen und den geopolitischen Interessen zu eben einer Radikalisierung vieler Kreise schon mitgelegt. Identitätskrisen, theokratische Herrschaftsform vs. sakuläre Modernisierung, usw. ja, es sind natürlich mehrere Aspekte, wenn man die Liste der möglichen Ursachen durchgeht. Aber religiöser Fanatismus und Links-/Rechtsradikalismus haben mehr gemeinsame Nenner als uns lieb ist (allgemein jedwede Form von Extremismus). Neuro- und Sozialwissenschaften bieten hier auch ziemlich viel Potential für Antworten.
Noch was zu paar Punkten im Artikel. Soviele kritisieren die Linke, dabei war in den letzten 50 Jahren so gut wie keine echte linke politische Partei in irgendeinem der europ. Länder an der Macht. Wenn jetzt schon Prinzipien des Humanismus oder der kantschen Aufklärung als links gelten, dann habe ich scheinbar was verpasst. Hätte eher gedacht, sowas ist Standard in einer zivilisierten Gesellschaft des 21. Jh.
Wenn also Länder (und auch völlig egal ob dort wirklich linke, rechte oder was auch immer für eine politische Ausrichtung regiert) Personen bestimmter Religionszugehörigkeiten Ausnahmen bei der Durchsetzung der Staatsgewalt in Form von Gesetzen billigen, dann ist das nicht "linke political correctness", sondern ganz schlicht und einfach Willkür und hat in einem Rechtsstaat nichts verloren.
In einem sakulären Staat hat weder die Bevorzuung noch die Benachteiligung bestimmter Religionen was verloren (und selbst davon sind wir noch einige Schritte entfernt. Also der Prozess der Säkularisierung ist im Westen auch nocht längst nicht abgeschlossen). Somit ist mir und sollte auch jedem anderen Schnuppe sein, ob sich bestimmte Soziopathen auf den Koran oder das fliegende Spaghettimonster berufen, verstossen sie gegen Gesetze und somit Normen und Werte unserer Gesellschaft, dann haben sie die entsprechenden Konsequenzen zu tragen.
Das hier ist was für den emotionalen Stammtisch, aber nicht für eine differenzierte Bewertung der linken Bewegungen im Umgang mit Religion und Gewalt im Allgemeinen oder islamistischem Fundamentalismus im Speziellen.
Nun ist aber das Risiko nicht gleich verteilt, wie der Anschlag in Paris zeigt. Es wäre also zumindest zu analysieren, wie man mit selektiver Gefährdung umgehen kann.
Ein allgemeines berechtigtes Entsetzen sollte gerade nicht in voreilige Schlussfolgerungen und Konsequenzen - Hochfahren des repressiven Überwachungs- und Sicherheitsstaates -, sondern in rationales Handeln übersetzt werden. Zum Beispiel wären die Wirkungen und Risiken der stetig eskalierenden aussenpolitischen und militärischen Strategien einmal zu untersuchen.
Dabei bilden Ideologie- und Religionskritik tatsächlich Pflicht jeder ernst zu nehmenden Emanzipations- und Freiheitsbewegung. Diese Kritik weiterhin der Rechten zu überlassen, wie das nun viel zu lange geschehen ist, und zuzusehen, wie der Politik allmählich der Laden um die Ohren fliegt, wäre ein Fehler von historischem Ausmaß und ein Fall heilloser Selbstverblendung.
R. Rau
Zum einen, dass die Einwohner_innen der Banlieus in Frankreich so gut wie keine Chance hatten und haben, auch nur eine kitzekleines Stück von "einem guten Leben" zu erhaschen.
Zum anderen, dass es Rassismus in Frankreich tatsächlich gibt, aber nicht als "Gutmenschenrassismus" wie Ernst Hillebrand halluziniert, sondern als tagtächlichen Rassismus, in dem die U-Bahn vor den "Problemvierteln" Halt macht und entweder der Bus weiterfährt oder auch nicht.
Ach ja, vergessen wird auch, dass seit Menschengedenken in dem einen oder anderen Konflikt, "die christlich-jüdische Kultur des Abendlandes" in Nordafrika mit brachialer Gewalt und mittels Bombenteppichen die Gebetsteppiche perforiert.
Und da wundert sich noch jemand? Mich wundert, dass bisher bei dieser Ausgangslage nicht mehr passiert ist.
Zu klären wäre allenfalls noch, wer diese "Linke", Grünlinke incl., denn genau ist. Eine gewisse Abgrenzung sollte m.E. schon gezogen werden.
Aber auch ohne Antwort darauf: "Die Frage ist, ob die europäische Linke aus diesem Angriff endlich Konsequenzen zieht" kann ohne zu Zögern mit "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht" beantwortet. Alles andere wäre ein Wunder.
Mir ist völlig Unverständlich woher -gerade in der SPD - dieses Appeasement -Haltung kommt. Nur weil bei pegida auch Dumpfbacken aller Coleur mitlaufen eine dermaßene Unsachlichkeit an den Tag zu legen, wie es führende SPD´ler getan haben, das bringt mich mehr und mehr weg von dieser Partei.
Charlie Hebdo war integraler Bestandteil der politisch korrekten und "kulturrelativistischen" Linken, gegen die sich der Autor richtet.
Charlie Hebdo hat zwar die Islamisten verarscht, wäre aber im Gegensatz zu dem Autor und den von ihm geschätzten "assimilationsorientierten Einwanderern" nicht auf die Idee gekommen, für das Burka-Verbot oder ähnliche autoritäre Staatsakte einzutreten. Das gilt erst recht für einen Kommunisten wie Charb, der bei Charlie Hebdo für die provokantesten Zeichnungen verantwortlich war.
Leute, die ein Burka-Verbot wollen, haben er und Charlie Hebdo ganz selbstverständlich ebenso verarscht:
p4.storage.canalblog.com/42/49/177230/41281897.jpg
Genau deshalb mochte ich die Zeitung auch so und ich hoffe, die Überlebenden des Massakers gehen in diese - im besten aufklärerischen Sinne: politisch korrekte - Richtung weiter.
Dank an Herrn Dr. Hillebrand. Wir leben leider schon in Zeiten, in denen Mut dazu gehört, das Normalste von der Welt auszusprechen.
Wieso gerade der Linken ein "werterelativierender Multikulturalismus" attestiert wird, weiss ich nicht, konkrete Belege fehlen. Vielleicht meint der Autor ja die Grünen oder die Sozialdemokraten, deren Zugehörigkeit zum linken Spektrum in Deutschland mittlerweile Geschichte ist.
Die Linke ist die einzige Kraft, die die wahren Ursachen des militanten Islamismus im globalen Kontext benennt und konkrete politische Forderungen dazu hat. Es geht nicht um "Verständnis für die verletzten Gefühle der Täter", sondern um echte Analyse und die Vermeidung von Aktionismus, der das Problem immer weiter verschlimmert.
Spätestens wenn man auf der ideologischen Ebene eines Thilo Sarrazin angekommen ist, sollte man unbedingt kurz innehalten und sich fragen, warum dessen Ideen nicht das Gütesiegel der politischen Korrektheit bekommen haben. Vielleicht liegt es daran, dass nicht die geringste Alternative für eine neue Strategie sichtbar ist. Ich glaube, wenn der Autor hier Pferd und Reiter benennen müsste, würde sein wahres politisches Gesicht zum Vorschein kommen.
bitte dieser URL weiter leiten an unser SPD Justizminister bevor für die SPD zu spät ist....
Man sollte aber eine klare Trennung zwischen Islamismus und Fundamentalismus ziehen. Diese Worte sind im Artikel bei genauerem Lesen teilweise austauschbar. Es ist gefährlich den Umgang mit Islamismus im Zusammenhang mit dem Terroranschlag auf diese Weise zu kritisieren, weil man dabei meiner Meinung nach gleichzeitig eine Weltreligion kriminalisiert.
Es gibt sicherlich eine Grauzone im kleinen Randbereich in dem sich beide (Islamismus und Fundamentalismus) überschneiden, man sollte aber bedenken, dass man bei einer Gleichsetzung von Fundamentalismus und Islamismus 1.5 Milliarden Menschen vor den Kopf stößt, die zu 99% den Terroranschlag genauso verurteilen wie wir.
Ich denke außerdem, dass ein kritischer Umgang mit fundamentalistischen Werten von allen politischen Parteien gewünscht wird, besonders wenn es um den Einsatz von Gewalt geht. Deshalb, und weil es sich ohnehin um ein sehr sensibles Thema handelt, sollte man es tunlichst vermeiden Parteipolitik auf diesem Pflaster zu betreiben!
Abgesehen davon ist dieses Thema ohne Frage problematisch und soll/muss diskutiert werden, mit der benötigten Feinfühligkeit, die alle Beteiligten verdienen!
MfG
Florian Hosner
Der beste Kommentar zu diesem Thema weit und breit! Und bitter notwendig, wie einige Leserbriefe zeigen!
Der Genosse/Kollege Dr. Hillebrand hat allerdings mein Bedauern ob seiner hoffnungslosen Minderheitenposition innerhalb seines Umfeldes, das sich „links“ nennt, und er hat zugleich meine Bewunderung ob seines Mutes. Wer z.B. gewerkschaftliche Bildungsarbeit kennt, weiß, wie schwer bis vergeblich es ist, eine wahrhaft linke, aufklärerische Analyse gegen den hermetisch erscheinenden Widerstand einer aufklärungs- und erkenntnisresistenten political correctness zu betreiben.
Längst hat eine Linke, die sich nur noch so nennt, sich ihrer schärfsten Waffe – der ideologiekritischen Analyse des gesellschaftlichen Scheins – beraubt und durch einen moralisierenden 'Meinungssuff' ersetzt. Gesinnung und Gefühl sind ihr wichtiger geworden als Vernunft und Kritik. Sie ist zu einem affirmativen Teil gesellschaftlicher Verhältnisse geworden, der in seiner errungenen „kulturellen Hegemonie“ (Gramsci) seine ideologischen Gewissheiten gegen Wissen und kritisches Denken mit allen Mitteln verteidigt – vorzugsweise mit definitionsfreien Mainstream-Begriffen, unbegriffenen 'Denk'-Schablonen und moralischer Diffamierung.
Damit aber - wie auch im Frönen eines Werterelativismusses sowie im Verzicht auf selbstkritische Überprüfung ihrer moralischen Reflexe - ist die Linke nicht mehr links.
Dr. Hillebrand weiß in seiner messerscharfen Analyse sehr genau, wo es dieser sogenannten Linken weh tut - z.B. in seiner Bemerkung zu Pegida. Man mag mit Recht die Kader dieser Bewegung sogar als faschistoid bezeichnen. Sind die Zehntausende von Demonstranten sowie die laut einer DIE ZEIT-Umfrage 49% der deutschen Bevölkerung, die den Zielen von Pegida zustimmen und die 26%, die es teilweise tun, deshalb Faschos und Xenophobe? Und welche Rolle spielt bei dieser Pauschaletikettierung unser kapitalistisches, postdemokratisches (C. Crouch) Medienkartell? Was ist um Kants und Marxens Willen denn gegen die Bewahrung, ja sogar dringend notwenigen Ausbau unserer freiheitlichen und (teil)säkularisierten Gesellschaft zu sagen? Antwort: das Ansinnen kommt nicht von einer Linken, die sich auch hier ihrer vornehmsten Aufgabe verweigert, sondern von Rechtspopulisten. Ganz nebenbei: hat sich unsere „Linke“ jemals Rechenschaft über ihre Identifikation mit der occupy-Bewegung, die den Gegensatz von „schaffendem“ und „raffendem“ Kapital so hoch hielt, abgelegt?
Statt sich mit den realen Problemen und Gefahren einer Zuwanderung aus vordemokratischen und nichtsäkularisierten Zivilisationsräumen sowie einer innergesellschaftlichen Appeasementhaltung, ja Kapitulationsbereitschaft auseinanderzusetzen, schwadroniert unsere „Linke“ lieber werterelativistisch über psychiatrisierende Begriffe wie Islamophobie.
In ihrer Denkverweigerung plappert diese „Linke“ ohne rot zu werden zugleich die an Dummheit und Ignoranz kaum zu überbietende Aussage „Islamismus hat nichts mit Islam zu tun!“ nach. Haben die Evangelikalen nichts mit dem Christentum, die RAF nichts mit der APO, der Stalinismus nichts mit dem Sowjetkommunismus, u.s.w. zu tun? So wenig wie der Islamismus mit säkularisierten Moslems etwas zu tun hat, so viel hat er mit der nichtsäkularisierten, politischen Religion des Islam zu tun. Denken in Zusammenhängen war auch einmal eine Bastion der Linken – lange ist's her.
Wenn die Linke diese und andere Probleme nicht thematisiert, dann tuen es andere, die nicht unbedingt deren Freunde sind.
Was wir brauchen, ist eine aufgeklärte und kritische wie selbstkritische Linke.
Was wir nicht brauchen, sind Gefühls-Linke, Gesinnungs-Linke und Moral-Linke.
Nicht von ungefähr kommt der Graben zwischen politischer (sozialdemokratischer) Elite und Bevölkerung. Doch es gibt häufig Momente, in denen der Antagonismus dem Konsens und Dialog vorzuziehen ist. Davon lebt die Demokratie und ein Schritt zur Selbstvergewisserung der Sozialdemokratie und der Chance eine Wahl tatsächlich auch einmal zu gewinnen, wäre auch getan.
Ihr krempelt Eure Vorurteile auf linkskritisch, wie der Autor, der nicht inhaltlich argumentiert. Denn: wo ist eigentlich das Problem und wie drängend ist es denn? Legt das mal dar.
Ich bleibe dabei: Dieser Kommentar und seine positiven Reaktionen bringen uns bei der Lösung des Problems kein Stück voran.
Aber mal so richtig "draufhauen", da freuen sich jetzt schon viele drauf...
Es hat sich nichts verändert! Politisch und gesellschaftlich ist wohl immer noch alles möglich...
Endlich kommt das zentrale Problem der linken, humanistisch-aufgeklärten Mitte im Diskurs zu Islamismus und nicht integrationsbereiten Migrantinnen und Migranten auf den Tisch! Ich sehe das Problem schon seit Jahren so.
Die Tabuisierung und Negierung von Problemen mit Bezug zu "Migrationshintergrund" im Sinne einer fehlgeleiteten Political Correctness hat in der deutschen Linken und linken Mitte schon Orwell'sche Züge angenommen: "In Zeiten in denen Täuschung und Lüge allgegenwärtig sind, ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt." Vielleicht hat mit diesem Artikel die notwendige Revolution des linken Diskurses begonnen.
P.S. Ich hoffe für den Autor des Artikels als auch für mich, dass Platon ausnahmsweise nicht recht hat ("Wer in der Demokratie die Wahrheit sagt, wird von der Masse getötet.")... ;-)
in der Grundaussage eine starke Analyse, die ich in weiten Teilen mittragen kann. Dennoch scheint sie mir nicht differenziert genug, das hat zwei Gründe:
Erstens: Wie in einigen vorherigen Kommentaren bereits angemerkt, fehlt es an einer konkreten Adressierung. Welche "Linke" hat "was" konkret versäumt? Die "Linke" hier auf etwas monolithisches herunter zu brechen wird besonders den teilweise aufopferungsvollen Bemühungen post-marxistischer, linker Denker, wie Zizek, Laclau, Castro-Varela, Kristeva, etc. nicht gerecht, die in vielen Werken, Vorlesungen und Konferenzbeiträgen weiter gehen in der Analyse von Wandlungspotenzialen und Radikalisierungstendenzen radikaler Islamismusauslegungen als Sie es ihren "Linken" vorwerfen. Nur dass diese Analysen und Deutungen wenig bis gar nicht in öffentlichen Medien, Think Tanks und Debatten rezipiert werden. Womit ich zum zweiten Punkt komme, denn ...
zweitens liegt genau hier die Herausforderungen der Friedrich-Ebert-Stiftung und anderer politischer Bildungseinrichtungen zu intervenieren und die Versäumnisse des "einen" linken Spektrums mit neuen, differenzierteren und diversifizierteren, "linken" Deutungsangeboten zu ergänzen oder zu vervollständigen. Meine Frage wäre demnach: Wie positioniert sich der linke Flügel ihrer Institution in dieser Debatte?
Fazit: Das Grundargument ist zu unterstreichen (wenn auch ihr PEGIDA-Einwand zur Unterstützung ihrer These von Seiten der FES gewagt ist), dennoch scheint mir Ihr schwaches "Linken"-Format mehr aktionistisch statt differenziert gedacht.
Gratulation, für Ihre Analyse, der ich ganz zustimme.
Aber wer hier kennt noch die Werte der Sozialdemokratie!?
Unsäglich, unser Genosse Justizminister!
Ich habe vor vielen Jahren in Saudi Arabien in einem Krankenhaus gearbeitet. Auf der Ausreise-Liste meines Arbeitgebers stand, was ich auf keinen Fall mitnehmen durfte: die Bibel und ein Kreuzanhänger. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Der Chor unserer Ausländer Community durfte zu Weihnachten nicht einmal intern auftreten.
Und wer hat einmal in den Koran geschaut? Ich habe mich seinerzeit damit auf meine Ausreise vorbereitet. Eine Lektüre empfehle ich besonders denen, die den Islam völlig unkritisch sehen.
Die zentrale Schwäche des Textes ist freilich, dass er die Dialektik von ideologischen Erscheinungen und deren sozio-ökonomischen und politischen Kontext eskamotiert. Mit diesem methodischen Irrweg kann man höchstens Halbwahrheiten gewinnen.
meinen Glückwunsch zu diesem Artikel und dem Mut, Dinge klar zu benennen, die der Mainstream der selbst ernannten Linken nicht sehen kann oder nicht sehen will.
Ja, die Appeasement-Politik hat dazu geführt, dass in den letzten Jahrzehnten sukzessive zentrale Werte Preis gegeben wurden.
Die Rolle des Bundesjustizministers sehe ich ähnlich kritisch und bei der Berichterstattung in den deutschen Medien könnte man leicht den Eindruck gewinnen, dass vornehmlich Muslime die Opfer des Terrors von Paris waren. Allein die Tatsache, dass auch die Linke unter den Opfer klar unterscheidet, zeigt, dass das Denken der Extremisten wohl auch im Kopf der Intellektuellen angekommen ist. Der Satz "Die Karikatur gehört zu Deutschland", das wäre ein Zeichen gewesen. Aber stattdessen werden die Kritiker unter Generalverdacht gestellt. Im Grunde genommen müssten sich die Islamisten bei der PEGIDA bedanken, verhindert diese doch einen wirklichen Diskurs über den Islam.
Chapeau Herr Hillebrand!
Ich darf mich noch persönlich an Sie wenden..?
Man denke nur an Katrin Göring-Eckardt bei den Grünen.
Ich hoffe, es gibt irgendwann mal wieder eine linke Partei, die konsequent antireligiös ist.
Abgesehen von Problemen mit der englischen Grammatik (Richtig wäre: If I had grown up on a farm and thus am retarded, this might have impressed me. (If-Satz vom Typ 3) - wo ist Dein Argument?
aber es gibt eine kleine (linke/linksradikale) strömung, die diese entwicklungen seit jahren beobachtet und kritisiert, und dafür diffamiert, als rassistisch verurteilt und teilweise sogar körperlich angegriffen wurde.
die antideutschen.
versammelt um die jungle world, bahamas, phase zwei und diversen links-prozionistischen gruppen.
Beispiele: Pat Condell, Alice Schwarzer oder Leute wie ich.
Nur wir haben darüber unsere politische Heimat verloren
Stellt man fest das solches wie im Video unten einfach zum guten Ton dieser Gesellschaften gehört und keine kümmert das hier gibt es mit den anderen "Linken" auch nichts mehr zu reden..
https://www.youtube.com/watch?v=QPxRVrPpe-c
Wieviele von den 1000 Tätern vor 8 Jahren suchen jetzt bei uns Asyl?
- Guter Artikel aber er beschreibt das Symptom, nur die Ratlosigkeit hilft er nicht so recht zu beheben.
Wie handeln wir intelligent und zivilisiert bei einer unzivilisiertten Bedrohung?
Den Islamismus als "ideologisches Kind der Modernisierungskonflikte der islamischen Welt selbst" zu bezeichnen, ist für mich kaum zu überbietende Weltfremdheit. Seit 9/11 wurden von islamistischen Soldaten, Gotteskriegern oder Terroristen zwischen 5.000 und 6.000 Westler getötet. Der Westen hat in der selben Zeit über 500.000 Islamisten, oder die, die sie dafür hielten, oder die, die sie dessen beschuldigten, getötet. Kolatteralschäden an Frauen und Kindern eingeschlossen. Von dem was dabei offiziell oder verdeckt geraubt und zerstört wurde, rede ich lieber erst gar nicht.
Und sind die Folterungen in CIA Gefängnissen, nur weil sie nicht life zum Publikum kommen, wie die Enthauptungen westlicher Geiseln im Arabischen, etwa weniger grausam als diese?
Soviel zu "Modernisiserungskonflikten". Von Schuld zu reden und von Ursachen wäre aus meiner Sicht angebrachter.
Wenn man aber dann einige der Kommentare liest, kann man allerdings wieder eine gewisse Hoffnung verlieren. Mir scheint, dass hier Leute reden, die nie den Koran gelesen haben und keine Idee haben was "taqiyya" bedeutet.
http://derstandard.at/2000010529882/Der-Islamismus-und-die-Linke
Oder auch das Buch Esther 8,11: "Es gab der König den Juden, in welchen Städten sie auch waren, die Erlaubnis, sich zu versammeln und ihr Leben zu verteidigen und alle Macht des Volks und Landes, die sie angreifen würden, zu vertilgen, zu töten und umzubringen samt den Kindern und Frauen und ihr Hab und Gut zu plündern."
Und als letzte Kostprobe - man könnte Dutzend solche Stellen zitieren - Epheserbrief 5,22-24: "Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als seinen Leib erlöst hat. Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen in allen Dingen."
Natürlich gibt es auch zu allem das totale Gegenteil in der Bibel, und Fachleute behaupten, dass es im Koran genauso ist. Aber wie man schon in jeder Propädeutik in die Logik lernt: Aus Falschem folgt Beliebiges.
Da oben jemand Churchill zitiert hat, fällt mir in diesem Zusammenhang eines seiner Bonmots ein: "Nutze nur solche Zitate, die Du selbst aus dem Zusammenhang gerissen hast!" Das ist die halbe Miete jeder Theologie.
Sie treffen mit Ihrer Analyse absolut in Schwarze. Das linke Appeasement zeichnet sich durch ideologische Scheuklappen aus und Sie stellen fest, dass die Linke zum überleben diese hinterfragen müssen.
Ob das klappt?
Nein, man muss den aktuellen Bewegungen gewiss nicht folgen. Aber eben auch nicht blind und von selbsterlegten Scheuklappen verhindert alles übersehen.
Es tut gut zu erfahren, dass es offenkundig sehr viel mehr Mitmenschen da draußen gibt, die ebenfalls nicht nur in schwarz oder weiß denken können.
Nun wäre es Zeit, genau die geschilderten Themen noch deutlicher anzugehen.
Mein Dank geht an alle, die wie der Autor, Dieter Nuhr oder die vielen Kommentatoren hier vernünftig, kritisch und vor allem lösungsorientiert denken. Übrigens eine Orientierung, die auch meine Freunde aus anderen Ländern teilen und sich wünschen würden.
Es liegt mir fern, den Leiter der Internationalen Politikanalyse der FES belehren zu wollen, aber vielleicht kann ich einen kleinen Beitrag zur Lösung dieses Rätsels leisten.
Dass der Justizminister, das deutsche Feuilleton und viele andere die PEgIdA-Bewegung als "Schande" empfinden, hat möglicherweise mit deren sicht- und hörbaren Botschaften zu tun:
"Schluss mit GEZ-Diktatur und Lügenpresse!",
"Raus aus der Nato",
"Gegen Überfremdung",
"Mehr Geld für UNSERE Kinder statt für Asylschwindler",
"Kartoffeln statt Döner",
"Christstollen für Rentner statt Unterkünfte für Asylanten",
"Multikulti stoppen - meine Heimat bleibt deutsch"
und nicht zuletzt "Wir sind das Volk"
(sic!). Um nur einige Beispiele zu nennen.
Man kann die völkisch-reaktionären Parolen der PEgIdA-Bewegung natürlich auch als Ausdruck ernsthafter "Sorge vor Terrorismus", gemeint ist vermutlich vor allem islamistischer, und des berechtigten Wunsches "nach der Bewahrung einer freiheitlichen und säkularen Gesellschaft" interpretieren. Wenn man will.
Allerdings wäre das dann eine ebenso groteske Verharmlosung, wie sie der Autor den linken "Gutmenschenrassisten" und "Denkverweigerern" vorwirft.
Insofern trägt auch dieser Text leider nicht im mindesten zu einer Versachlichung der Diskussion bei. Und er bringt auch keine neuen Erkenntnisse. Denn dass die Linken schuld sind, wussten die Rechten schon lange.
Dass es "die europäische Linke" gibt, bezweifele ich. Was die linken Regierungsparteien in Deutschland angeht, und dazu zählt auch die Ex-PDS, so hatten sie sich bislang bequem eingerichtet in einem Universum aus Multikulturalismus, Gender Mainstreaming und Public Relations. Selbst Medien, die sich als Qualitätsmedien verstehen, beleuchten komplexe Problem kaum noch aus unterschiedlichen Blickwinkeln, sondern meist aus verkürzter Sicht – weil sie sich nur innerhalb des Diskurses der "Eliten" bewegen, weil sie finanzielle Probleme haben, weil in einer facebookisierten Welt ein erster wohlwollender Blick aufs Potemkinsche Dorf auszureichen schien, weil vor dem zweiten enthüllenden schon die nächste Sensation im Browser blinkt und Aufmerksamkeit fordert. Die regierende Linke hat nicht so sehr nur ein Problem mit dem Islamismus; sie hat vor allem zu lange ihrer eigenen Propaganda geglaubt. Defizite benennen jetzt die anderen. Dafür sollte ihnen die Gesellschaft dankbar sein.
Welch glänzende Stellungnahme!
Könnte man dem Top-Artikel direkt anhängen.
Würde mich über Kontakt freuen. Sie finden mich auf FB, Studium: Mittermeier
Wirklich ein tolles, niveauvolles Medium hier.
Melde mich direkt bei Euerm Newsletter an.
Vielen Dank für neue Perspektiven.