Vor knapp zwanzig Jahren veröffentlichte Samuel Huntington seinen Foreign Affairs-Aufsatz zum „Clash of Civilizations“. Huntingtons These, nach Ende des Ost-West-Konflikts werde internationale Politik künftig von Gegensätzen zwischen Kultur- und Religionsräumen gekennzeichnet sein, sorgte schon damals für eine stark polarisierte Debatte. Im Zuge aktueller Entwicklungen ist die Diskussion über die Bedeutung oder Irrelevanz kultureller Faktoren in „einer Welt aus den Fugen“ augenscheinlich zurückgekehrt. Gerade eine Friedensmacht wie Deutschland braucht ein klares Verständnis dafür, was die Konfliktursachen und Bruchlinien in der internationalen Politik sind – und was nicht. Zwanzig Jahre nach Erscheinen des „Clash of Civilizations“ haben wir deshalb eine Reihe führender Fachleute befragt, was aus heutiger Sicht von Huntingtons Thesen zu halten ist. Sind sie ein Schlüssel zum Verständnis bestehender und kommender Konflikte? Oder gehören sie auf den Stapel unbrauchbarer oder sogar gefährlicher Thesen und Theorien?