Die Vereidigung von Indonesiens neuem Präsidenten Joko Widodo Mitte Oktober fand ohne politische Vertreter Indiens statt: Bedauerlich, denn „letztlich gibt es kein anderes bedeutendes Land, das so viel Geschichte und Kultur mit Indien teilt wie Indonesien“, argumentiert C. Raja Mohan. Auch das rasche Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre spricht für Indonesien als strategischen Partner des Subkontinents: Gemessen an seinen Kaufkraftparitäten steht das Land weltweit auf Platz neun.
Von enger politischer Kooperation zwischen Jakarta und Neu-Delhi kann aber schon seit den sechziger Jahren keine Rede mehr sein. Und trotz des intensiveren Dialogs der jüngsten Vergangenheit: „Keiner der beiden besetzt einen prominenten Platz auf der geistigen Landkarte des Anderen“, beobachtet der Autor nüchtern und fordert einen Perzeptionswandel. Dieser könnte durch Joko Widodo vollzogen werden: Die Transformation des Inselstaats zum „globalen maritimen Nexus“ mit einer starken Marine war ein zentrales Wahlversprechen. Die gemeinsame Seegrenze mit Indien könnte somit zum Bindeglied beider Länder werden. „Jakarta ist zum enthusiastischen Verfechter des ‚Indo-Pazifischen‘ als neuem geopolitischem Konstrukt geworden“, so der Autor.
Überraschend ist Jakartas Anspruch nicht: Angesichts der wachsenden ökonomischen Integration zwischen Ost- und Westasien gewinnen die Seelinien, die den Indischen mit dem Pazifischen Ozean verbinden, enorm an Bedeutung. Günstig für Indonesien: Sie streifen allesamt heimische Gewässer. Verstärkt wird das neue indonesische Selbstbewusstsein zusätzlich durch Chinas territoriale Ansprüche im Südchinesischen Meer.
Jakartas Aufstieg zur regionalen Seemacht ist ambitioniert: Um die Modernisierung seiner Marine zu gewährleisten, soll der Verteidigungsetat auf 1,5 Prozent des BIP aufgestockt werden. (Zum Vergleich: Chinas Verteidigungsetat lag 2013 bei 2 Prozent.) Die USA und Japan haben bereits erklärt, Indonesiens Marinekapazitäten verstärken zu wollen – erstaunlich, bedenkt man, dass die USA einst ein Waffen-Embargo gegen Indonesien verhängte. Und wo bleibt Indien? „Modi und sein Verteidigungsminister sollten dem Beispiel Nehrus folgen, der in den fünfziger Jahren eine expansive Verteidigungskooperation mit Indonesien aufbauen wollte“, fordert der Autor. Vielleicht nutzt Neu-Delhi den East Asia Summit und den G-20-Gipfel kommende Woche dafür?
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