Aufgrund der Ukrainekrise ist das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen inzwischen so schlecht wie lange nicht mehr. Die aktuellen Spannungen verschieben bestehende Machtgefüge und stärken andere globale und regionale Mächte, vor allem China.

Während Russland seine Verteidigungskooperation mit China ausbaut, agieren die USA aus Rücksicht auf ihre Verbündeten, vor allem Japan, zurückhaltender. Doch ein amerikanisch-chinesischer Dialog über strategische Sicherheit ist zu erwarten, betont Autor Alexei Arbatov in einem aktuellen Papier für Carnegie Moscow. Dies würde auch zur neuen US-Strategie passen: Russland zu isolieren und gleichzeitig die nukleare Abrüstung voranzubringen. China könnte in diesem Panorama die Rolle Russlands übernehmen und zum gleichberechtigten und exklusiven Verhandlungspartner der USA auf diesem Gebiet aufsteigen.

Nicht überraschend, dass sich Russland gegen diese Entwicklung sträubt. Eine Begrenzung des chinesischen Atomwaffenarsenals läge allerdings eigentlich im Sicherheitsinteresse Russlands. „Wenn die politische Krise zwischen den USA und Russland diplomatisch gelöst wird und der Waffenkontroll-Dialog wieder aufgenommen wird, würde die Einbeziehung Chinas in die russische Strategie passen. Russland strebt an, den bilateralen nuklearen Abrüstungsprozess in einen multilateralen zu verwandeln“, so der Autor.

Doch wie positioniert sich China selbst? Das nukleare Modernisierungsprogramm erfülle vor allem den Zweck, das weltweite Ansehen Chinas zu stärken. „Nebenbei soll es die USA, Indien und Russland abschrecken.“ Offizielle Zahlen über den Bestand an nuklearen Sprengköpfen existieren nicht. China ist zwar die einzige Atommacht, die offiziell und bedingungslos an der „no-first-use“-Doktrin festhält; Experten sehen darin jedoch ein reines Propagandamittel, das nicht der Planung für den Ernstfall entspricht.

Aber auch die USA legen nach: Das geplante Raketenabwehrsystem in der Asien-Pazifik-Region alarmiert Peking genauso wie der Ausbau von konventionellen Waffensystemen. Letztere könnten auch gegen Nuklearwaffen eingesetzt werden.

Falls es zu einer Wiederaufnahme der Gespräche über eine Nuklearwaffenkontrolle kommt, muss in jedem Fall versucht werden, China mit einzubeziehen. „Die Kooperation und gleichzeitig Konkurrenz zwischen China, den USA und Russland wird letztlich der Schlüssel zur nuklearen Perspektive in der Asien-Pazifik-Region sein.“

Den vollständigen Beitrag von Alexei Arbatov lesen Sie hier