Seit dem Jahr 2001 ist unsere Strategie im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus, milde ausgedrückt, meilenweit am Ziel vorbeigegangen. Man hat die Symptome behandelt, ohne sich um die Krankheit zu scheren.

Entscheidungsträger und schwerfällige Bürokraten haben in törichter Weise den Terrorismus gedeihen lassen, indem sie seine Ursachen einfach ignoriert haben. So haben wir eine ganze Generation verloren: Jemand, der nach dem 11. September in Saudi-Arabien die höhere Schule besuchte, ist heute erwachsen und indoktriniert: Er verherrlicht und unterstützt salafistische Gewalt und fördert sie auch finanziell, während wir uns vom Einsatz komplizierter Waffensysteme und Gerätschaften ablenken lassen. Und es wird noch schlimmer: Dank ihrer Öldollars forcieren die Wahhabiten in den Madrassen Ost- und Westasiens die Gehirnwäsche der dortigen Muslime.

Statt also in den Irak einzumarschieren, statt Jihadi John und andere Terroristen in die Luft zu jagen und so die Zahl möglicher Täter zu vervielfachen, wäre es einfacher gewesen, sich der Wurzel all dieser Probleme zuzuwenden: der wahhabitisch-salafistischen Indoktrination und der intoleranten Ausgrenzung von Schiiten, Jesiden oder Christen.

Wenn wir unbedingt Menschen in Guantanamo einsperren müssen, wäre es doch viel effektiver, wenn wir die salafistische Prediger und wahhabitische Geistliche selbst inhaftieren würden und nicht nur diejenigen, die sie mit ihren Lehren aufhetzen. Und wenn wir das gewaltige Problem Saudi-Arabien wirklich beheben wollen, kommen wir nicht umhin, den Saudis unsere Prediger zu schicken, ihnen Toleranz beizubringen und das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat zu erläutern. Oder, besser noch, wir stärken muslimische Geistliche, die religiöse Toleranz predigen (»laka dinak wa li dini«: »Du hast deine Religion, ich habe meine«), anstatt sie auszugrenzen.

Und wer meint, ohne Gewalt ginge es nicht, soll sie doch bitte gegen die Terrorfinanziers aus Saudi-Arabien und Katar und die salafistischen Theoretiker richten, statt gegen die jungen Männer, die ihre Doktrin in die Tat umsetzen.

Und noch eines: Hüten wir uns vor heimlichen IS-Sympathisanten, die gezielte Angriffe auf Zivilisten mit dem Hinweis auf Verfehlungen des Westens bis hin zu den Kreuzzügen »erklären« (und damit rechtfertigen) und alles andere als »einseitig« geißeln. Man erkennt solche Leute auf Anhieb. Wer den IS verurteile, meinen sie, müsse »ausgewogen« argumentieren. Wen wollen sie damit an der Nase herumführen?

 

Dieser Beitrag ist im Original auf politico.eu erschienen.