Trotz eines erfolgreichen Misstrauensvotums der Fraktion gegen ihn, will Jeremy Corbyn nicht als Labour-Chef zurücktreten. Nun soll es Neuwahlen für den Parteivorsitz geben. Gibt es dafür schon einen Zeitrahmen?
Ja, Mitte August werden die Wahlzettel verschickt. Bis zum 21. September muss gewählt sein, dann beginnt die Auszählung. Der neue Labour-Chef wird am 24. September bekannt gegeben werden.
Es gab Diskussion darüber, wer von den Mitgliedern überhaupt wählen darf. Ist das geklärt?
Es dürfen in jedem Fall nur Mitglieder wählen, die bereits vor dem 12. Januar 2016 Labour-Mitlieder waren. Dies dient dazu, um Missbrauch durch Neueintritte zu verhindern. Es gibt drei Arten von Parteimitgliedern: die vollständigen Mitglieder; diejenigen, die über ihre Mitgliedschaft in den Gewerkschaften auch Mitglieder von Labour sind, und diejenigen, die sich für drei Pfund als „Supporter“ registriert haben und im letzten Jahr zur Wahl von Jeremy Corbyn beigetragen haben. Damit diese Supporter auch bei der anstehenden Wahl wählen dürfen, müssen sie bis Donnerstag den 21. Juli 2016 weitere 25 Pfund zahlen, um zu zeigen, dass sie es ernst meinen, und weil die drei Pfund aus dem letzten Jahr nicht einmal die Aufwandskosten der Wahl gedeckt hatten.
Wie sehen die Erfolgsaussichten von Owen Smith gegen Jeremy Corbyn aus?
Ich bin kein Fan von Wetten. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Corbyn trotz allem gewinnt. Das hängt aber von vielen Faktoren wie dem Wahlkampf im Sommer ab. Auch könnte es sein, dass Anhänger von Corbyn zu dem Entschluss kommen, dass sie ihn zwar emotional unterstützen, aber einsehen, dass er nicht in der Lage ist, die Partei zu führen. Dann wiederum gibt es auch Mitglieder, die gar kein Interesse an einem Wahlsieg von Labour bei möglichen Neuwahlen in Großbritannien haben und sich nur die Marke „Labour“ aneignen wollen, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen.
Was passiert, sollte Corbyn am 24. September als Labour-Chef bestätigt werden?
Das wäre eine politische Katastrophe. Die Folge wäre, dass Labour keine glaubwürdige Führung hätte für den Fall, dass die Premierministerin Theresa May sich für Neuwahlen im Frühjahr 2017 entscheiden sollte, was entgegen ihrer Äußerungen nicht so unwahrscheinlich ist. Denn sie würde gegen diese Labour-Partei garantiert gewinnen. Außerdem würde sich ja an der Tatsache nichts ändern, dass 172 von 230 Parlamentariern kein Vertrauen in Jeremy Corbyn als Parteiführer haben. Von Seiten der Corbyn-Unterstützer gibt es Drohungen, die Parlamentarier zu bestrafen und ihnen die Kandidatur zu entziehen. In dem Fall würde es zu einer Reihe von Konflikten auf der lokalen Ebene kommen und niemand weiß, wohin das führen würde.
Die Fragen stellte Hannes Alpen.





8 Leserbriefe
Ähnliches steht der SPD bevor. Der Versuch die Partei vor denjenigen zu retten, die immer noch auf dem Kurs Schröders wandeln, die immer noch vom "Markt" reden, als eigenständiges Subjekt der Politik und die meinen, sich nicht wehren zu können gegen die "Zwänge der Globalisierung" und damit meinen, denjenigen die Unterstützung entziehen zu müssen, die sie am meisten brauchen.
Während allen ernsthaften Anaylsen zu entnehmen ist, dass die auch durch New-Labour betriebene soziale Spaltung das Wahlergebnis herbeigeführt hat, möchte die Labour-Elite bar jeder Einsicht ungestört von neuen Sozialdemokraten weiter machen wie bisher. Corbyn ist schuld, nicht die Versacher des Desaster also, sondern diejenigen, die es beseitigen wollen. Die Totengräber Europas halten sich für gute Europäer.
Entweder handelt es sich hierbei um pure Ignoranz oder um Kalkül.
Beides wäre besorgniserregend.