Mit seiner Reise nach Alaska, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu treffen, gelangte US-Präsident Donald Trump an den arktischen Endpunkt einer außenpolitischen Traumwelt.

Für Trump können ausländische Staatschefs wie Amerikaner behandelt werden, mit fantastischen Versprechungen und anmaßendem Mobbing. Doch diese Fantasien funktionieren jenseits der US-Grenzen nicht. Das leere Versprechen einer „schönen“ Zukunft überzeugt weder Diktatoren, die Verbrechen begehen, um ihre eigenen Visionen durchzusetzen, noch Menschen, die ihre Familien gegen eine kriminelle Invasion verteidigen, die ihr Land und ihren Besitz raubt, ihre Kinder entführt und Zivilisten foltert und ermordet.

Putin hat keinen Grund, Trumps Vision einer schönen Zukunft seiner eigenen vorzuziehen: einer Ukraine mit einer Marionettenregierung, einer von Gewalt eingeschüchterten Bevölkerung, mit Patrioten, die in Massengräbern verscharrt wurden, und mit den Ressourcen in russischer Hand.

Wie Trumps Fantasien entfaltet auch sein Mobbing im Ausland keine Wirkung. Gewiss, viele Amerikaner fürchten sich vor Trump. Er hat seine eigene Partei gesäubert und mit Gewaltandrohungen dafür gesorgt, dass republikanische Kongressabgeordnete auf Linie bleiben. Zudem setzt er das US-Militär als Polizeitruppe ein, zuerst in Kalifornien und nun in Washington, D.C.

Doch ausländische Gegner nehmen diese Einschüchterungstaktiken anders wahr. Gerade jene Schritte, die Amerikaner schockieren, erfreuen die Feinde der USA. In Moskau wirken Truppeneinsätze im Inneren der Vereinigten Staaten wie ein Zeichen der Schwäche.

Harte Worte mögen in Amerika Anklang finden, wo wir Worte mit Taten verwechseln. Für die russische Führung jedoch verdecken sie nur eine schwache Außenpolitik. Trump hat Russland außergewöhnliche Zugeständnisse gemacht, ohne jegliche Gegenleistung. Russland hat sich dafür revanchiert, indem es den Krieg in der Ukraine fortsetzt und ihn im staatlich kontrollierten Fernsehen verspottet.

Allein durch das Treffen mit Putin in Alaska beendete Trump mehr als drei Jahre westlicher diplomatischer Isolation des Kremls.

Und worin bestehen diese Zugeständnisse? Allein durch das Treffen mit Putin in Alaska beendete Trump mehr als drei Jahre westlicher diplomatischer Isolation des Kremls. Der Handschlag mit einem angeklagten Kriegsverbrecher signalisierte er, dass die Tötungen, die Folterungen und die Entführungen in der Ukraine keine Rolle spielen.

Sogar die Wahl Alaskas war ein Zugeständnis und ein merkwürdiges dazu. Russen, darunter führende Persönlichkeiten der staatlichen Medien, beanspruchen Alaska regelmäßig für Russland. Personen einzuladen, die dein Territorium für sich beanspruchen, und das ausgerechnet auf deinem wichtigsten Militärstützpunkt in diesem Gebiet, um mit ihnen über einen Angriffskrieg zu sprechen, den sie begonnen haben, ohne dabei auch nur einen Vertreter des überfallenen Landes einzubeziehen – das ist wohl so ziemlich der äußerste Punkt, den eine außenpolitische Fantasie erreichen kann.

Es war das Ende, weil Trump zuvor bereits in grundlegenderen Fragen nachgegeben hatte. Er spricht nicht über Gerechtigkeit für russische Kriegsverbrecher oder über die Reparationen, die Russland schuldet. Er räumt Russland das Recht ein, die Außenpolitik der Ukraine und der USA in der entscheidenden Frage der NATO-Mitgliedschaft zu bestimmen. Und er akzeptiert, dass Russlands Invasionen nicht nur de facto, sondern auch de jure Veränderungen der staatlichen Kontrolle über Territorien nach sich ziehen.

Zu akzeptieren, dass Invasionen Grenzen rechtlich verändern dürfen, zerstört die Weltordnung. Russland das Recht zuzugestehen, über die Außenpolitik anderer Länder zu entscheiden, fördert weitere Aggressionen. Auf die offensichtlichen rechtlichen und historischen Antworten auf verbrecherische Angriffskriege – Reparationen und Prozesse – zu verzichten, fördert Krieg an sich.

Trump spricht laut und trägt nur ein kleines Stöckchen. Die Vorstellung, dass Worte allein ausreichen könnten, hat Trump zu der Position geführt, dass Putins Worte Bedeutung hätten – und so reiste er nach Alaska zu einer „Übung im Zuhören“. Trumps Karriere ist geprägt davon, Putin zuzuhören und dann zu wiederholen, was Putin sagt.

Beide Männer werden von der zukünftigen Wahrnehmung ihrer Größe angetrieben. Putin glaubt, sie durch Krieg erreichen zu können; ein Bestandteil davon ist die Manipulation des amerikanischen Präsidenten. Trump wiederum glaubt, sein Vermächtnis könne durch die Assoziation mit Frieden gesichert werden. Solange er jedoch nicht selbst bereit ist, Politik zu gestalten, begibt er sich damit in die Abhängigkeit des Kriegstreibers.

In Alaska erreichte Trump die Grenzen seiner eigenen Welt des magischen Geredes.

Putin lässt sich nicht dazu bewegen, den Krieg zu beenden, wenn seine eigene Propaganda vom US-Präsidenten wiederholt wird. Er lässt sich auch nicht von der vagen Vision einer besseren Welt verlocken, da er bereits seine eigene ganz konkrete Grausamkeit im Sinn hat.

In Alaska erreichte Trump die Grenzen seiner eigenen Welt des magischen Geredes. Dort stand er vor einer sehr einfachen Frage: Würde Putin, wie Trump es gefordert hatte, einem bedingungslosen Waffenstillstand zustimmen oder nicht?

Putin hat das strikt abgelehnt und tat es auch erneut in Alaska. Die Russen legten stattdessen ein offensichtlich absurdes und provokatives Gegenangebot vor: Die Ukraine solle Russland nun offiziell Territorium zugestehen, das Russland nicht einmal besetzt hält – Gebiete, auf denen die Ukraine ihre Verteidigungsstellungen aufgebaut hat. Danach könnte Russland selbstverständlich erneut angreifen, aus einer deutlich besseren Position heraus.

Da Putin weiß, dass Trump den Friedensnobelpreis will, besteht sein naheliegender Schachzug also darin, Trump zu suggerieren, der Krieg werde irgendwann enden und Trump werde die Anerkennung dafür erhalten, wenn die beiden nur weiter miteinander reden. „Das nächste Mal in Moskau?“, fragte er, bevor er Alaska verließ – während Russland weiter bombardiert.

Jetzt, wo es Trump nicht gelungen ist, einen bedingungslosen russischen Waffenstillstand zu erreichen, stehen ihm zwei Wege offen: Er kann die Fantasie aufrechterhalten, auch wenn zunehmend selbst seine Freunde und Unterstützer erkennen werden, dass es Putins Fantasie ist. Oder er kann den Krieg für Putin erschweren und damit dessen Ende näherbringen.

Die USA haben ihre abenteuerlichen Zugeständnisse an Russland bislang nicht formalisiert und Trump könnte sie in einer einzigen Pressekonferenz zurücknehmen. Die Vereinigten Staaten verfügen über die politischen Instrumente, um den Verlauf des Krieges in der Ukraine zu verändern, und sie könnten sie einsetzen.

Trump hat mit „schweren Konsequenzen“ gedroht, sollte Putin einem bedingungslosen Waffenstillstand nicht zustimmen. Doch das sind nur Worte, und bislang waren die Folgen von Trumps Worten für Russland lediglich weitere Worte. Trump ist an die Grenze seiner Fantasiewelt gestoßen. Die Frage ist nun: Wohin wird er als Nächstes gehen?

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