Humanitäre Interventionen haben eine schlechte Presse. Zu Recht, wie zumindest eine aktuelle Untersuchung der Hessischen Stiftung für Friedens und Konfliktforschung (HSFK) nahelegt.
Analysiert wurden 31 humanitäre militärische Interventionen sowie neun als „Grenzfälle“ bezeichnete Operationen. Wie die Autoren feststellen, fällt die Bilanz gemischt aus: Zwar endete jeder dritte Krieg oder Genozid binnen Jahresfrist nach Beginn einer Intervention, doch zeigt der Blick auf eine „Vergleichsgruppe gewalthaltiger Konflikte“, dass dies auch ohne humanitäre militärische Intervention der Fall gewesen sein dürfte. „Damit sehen wir keine Indizien für einen positiven Effekt von humanitären militärischen Interventionen bei der Beendigung von Gewaltlagen,“ schlussfolgern die Autoren.
Doch auch langfristig erscheint die Bilanz ernüchternd: „Ebenso wenig stützten unsere Befunde die Annahme, humanitäre militärische Interventionen würden in der Summe betrachtet und auf längere Sicht Gewalt reduzierend und friedensschaffend wirken. Nach einer humanitären militärischen Intervention ereignete sich ein Rückfall in den Bürgerkrieg, Genozid oder Politizid relativ gesehen nicht wesentlich seltener als in vergleichbaren Fällen ohne einen solchen Einsatz.“ Allerdings (und das dürfte überraschen): Interventionen verschärfen auch nicht unbedingt Konflikt: „Unsere Befunde widerlegen die Auffassung, diese Missionen verschlechterten grundsätzlich die Situation.“ Na dann...!
Den Volltext „Bestandsaufnahme der humanitären militärischen Interventionen zwischen 1947 und 2005“ von Thorsten Gromes & Matthias Dembinski ( Reihe HSFK Report 2013) finden Sie hier.