In Marokko haben sich die Folgen des Klimawandels in den letzten Jahrzehnten massiv verschärft. Das Land leidet besonders stark unter Dürreperioden, Wasserknappheit und Extremwetterereignissen, die Frauen und Kinder überproportional betreffen. Bei der Anpassung an den Klimawandel stehen Frauen oft an vorderster Front, weil ihr Lebensunterhalt von der Nutzung des Bodens abhängt. Im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels, der veränderten Landnutzung, der Umweltzerstörung und der Ernährungsprobleme nehmen sie daher eine Schlüsselposition ein.

Zwar werden in Marokko bereits zusätzliche Mittel für die Klimaanpassung insbesondere in ländlichen Regionen bereitgestellt. Dennoch muss mehr getan werden, um zu vermeiden, dass Frauen besonders hart von den anhaltenden klimatischen Stressfaktoren und der Bodendegradation getroffen werden. In den ländlichen Gebieten Marokkos ist der Agrarsektor der größte Arbeitgeber für Frauen, die 45 bis 80 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte stellen. Daher tragen sie die Hauptlast der Ernteeinbußen und der Bemühungen um die Erhaltung ihrer Umwelt.

In den ländlichen Gebieten Marokkos ist der Agrarsektor der größte Arbeitgeber für Frauen, die 45 bis 80 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte stellen.

Diese Problematik spitzt sich dadurch zu, dass Männer in Scharen vom Land in die Städte abwandern, weil die landwirtschaftliche Produktivität sinkt und die Zerstörung der Bodenstruktur infolge des Klimawandels zunimmt; sie suchen eine Anstellung und neue Einkommensquellen. In der Landwirtschaft geht die Zahl der männlichen Arbeitskräfte daher zurück, sodass die Frauen gezwungen sind, sich und ihre Familien ohne viel Hilfe selbst zu versorgen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie weder Land besitzen noch leitende Funktionen in der Landwirtschaft ausüben dürfen und nur eingeschränkten Zugang zu Krediten sowie Beratungs- und Fortbildungsangeboten haben.  

Die bereits gefährlich niedrigen Jahresniederschlagsmengen sinken immer weiter ab und wirken sich negativ auf Nahrungsmittelproduktion, Grundwasserspeicher und lokale Ökosysteme aus. Frauen drohen der Verlust ihrer Lebensgrundlage, Verarmung, soziale Isolation und gesundheitliche Probleme. Besonders betroffen ist die Bevölkerung in den Bergen und Oasen Marokkos, da diese Regionen extrem vom Klimawandel betroffen sind. Oasen liegen oft in trockenen oder semitrockenen Gebieten, in denen Wasser knapp und die Temperaturen hoch sind. Der Klimawandel verschärft diese Bedingungen, da Dürren häufiger und intensiver auftreten, was sich massiv auf Wasserversorgung und Landwirtschaft auswirkt. Fortschreitende Urbanisierung und wachsender Tourismus verstärken in den Oasen zusätzlich den Druck auf die natürlichen Ressourcen und Ökosysteme.

Die Gebirge sind ebenfalls sehr anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels und die Verschlechterung der Ökosysteme. Sie spielen für die Regulierung des regionalen Klimas und den Erhalt der biologischen Vielfalt eine entscheidende Rolle, doch auch dort sind veränderte Niederschlagsmuster und die Ausbreitung invasiver Arten zu beobachten. Dies kann sich erheblich auf verfügbare Wassermengen, Landwirtschaft und biologische Vielfalt, aber auch auf die Existenzgrundlage der dortigen Bevölkerung auswirken, die von den Berggebieten und deren Umwelt abhängig ist. Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels und seiner Auswirkungen sind für die Frauen in Marokko unter anderem wachsende Armut, Ernährungsunsicherheit, soziale Konflikte und Migration.

In diesen gefährdeten Lebensräumen müssen die Anpassung an die globale Erwärmung und die Abfederung ihrer Folgen daher Priorität haben. Erreichen lässt sich das über eine Reihe von Maßnahmen: etwa durch Verbesserungen in der Wasserbewirtschaftung und -reinhaltung, die Förderung einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft sowie den Schutz der biologischen Vielfalt. Die Einbeziehung lokaler Gemeinden einschließlich Frauen und anderer schutzbedürftiger Gruppen kann dazu beitragen, dass die Anpassungsmaßnahmen den örtlichen Gegebenheiten und den Bedürfnissen besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen Rechnung tragen.

Investitionen in Frauen in Berg- und Oasenregionen und die Berücksichtigung ihrer Erfahrungen sind entscheidende Voraussetzungen für die Erarbeitung wirksamer Anpassungsmaßnahmen.

Investitionen in Frauen in Berg- und Oasenregionen und die Berücksichtigung ihrer Erfahrungen sind entscheidende Voraussetzungen für die Erarbeitung wirksamer Anpassungsmaßnahmen und -programme in diesen und anderen Gebieten. Denn leider hält sich in weiten Teilen Marokkos die Geschlechterungerechtigkeit, zumal Frauen in unterversorgten und abgelegenen Regionen weder Ressourcen nutzen noch Entscheidungen treffen dürfen. Eine resilientere und nachhaltigere Zukunft lässt sich nur aufbauen, wenn diese Ungleichheiten beseitigt werden und Frauen die Anerkennung und Unterstützung erhalten, die ihnen zusteht.

Vor diesem Hintergrund kommt der weiblichen Bevölkerung bei der Klimaanpassung und der Schaffung ökologischer Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle zu, da sie die Auswirkungen oft als Erste zu spüren bekommen. Deshalb haben viele Frauen bereits innovative Strategien für die Sicherung ihres Lebensunterhalts entwickelt, die dazu beitragen können, die Folgen des Klimawandels abzufedern. Dazu gehört die Gründung bäuerlicher Genossenschaften, in denen sie Pilze, Safran und Hartweizen produzieren und Aroma- und Medizinpflanzen konservieren. So generieren sie nicht nur Einkünfte, sondern tragen auch zur Senkung des Wasserverbrauchs bei und schaffen auf Gemeindeebene tragfähige wirtschaftliche Strukturen. Nur durch ihre Einbeziehung lässt sich dieses Potenzial als Akteurinnen des Wandels erschließen und lässt sich die Gleichstellung der Geschlechter fördern, die ein entscheidendes Element nachhaltiger Entwicklung ist. Frauen sind die größte Zukunftshoffnung, und in sie zu investieren, ist nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch eine kluge Strategie für den Aufbau einer nachhaltigeren und widerstandsfähigeren Welt.

In Frauen zu investieren, ist eine kluge Strategie für den Aufbau einer nachhaltigeren und widerstandsfähigeren Welt.

Diese Ziele sind nur zu erreichen, wenn Frauen in ländlichen Gebieten in die landesweiten Maßnahmen und Programme einbezogen werden. Sie sind oft diejenigen, die sich vor Ort um die natürlichen Ressourcen kümmern, und haben wertvolles Wissen über lokale Ökosysteme und traditionelle Anpassungsstrategien. Durch so eine Beteiligung an Entscheidungsprozessen können Regierungen diese Erfahrungen nutzen und gleichzeitig sicherstellen, dass die spezifischen Bedürfnisse der Frauen berücksichtigt werden, wie der Zugang zu Ressourcen, Gesundheitsversorgung und Bildung.

Fortbildungsangebote und finanzielle Hilfsprogramme können sie zudem ermächtigen und ihre Beteiligung an Anpassungsbemühungen fördern. Da diesen Frauen der Zugang zu Bildung und Fortbildung oft versperrt ist, könnten sich junge Marokkanerinnen mit staatlicher Hilfe heute und in der Zukunft die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse aneignen, um sich an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen und resilienter zu werden. Finanzielle Hilfsprogramme würden es Frauen ermöglichen, in eine nachhaltige Lebensgrundlage zu investieren. Zum Beispiel könnten sie mittels Mikrokrediten kleine Unternehmen gründen, die ihnen ihr Einkommen sichern und ihren Lebensstandard heben.

In Marokko gibt es bereits Anstrengungen, diese Aufgaben anzugehen und die Selbstbestimmung von Frauen in ländlichen Gebieten zu stärken. So werden Programme entwickelt, die ihnen den Zugang zu Ausbildung, Technologie und Krediten eröffnen sollen, damit sie die landwirtschaftliche Produktivität verbessern und alternative Einkommensquellen erschließen können. Darüber hinaus gibt es Initiativen, Frauen mehr an Entscheidungsprozessen hinsichtlich des Managements natürlicher Ressourcen und zur Klimaanpassung zu beteiligen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn die eigentlichen Ursachen bleiben unerkannt und werden daher auch nicht angegangen.

Aus dem Englischen von Anne Emmert