„Terrorism has NO religion“, so zwitscherte es kurz nach den Anschlägen von Paris durch die sozialen Netzwerke. „Terrorismus hat keine Religion“, so lautete auch die Formel zahlreicher Islamverbände und muslimischer Vereine nach den „Paris-Anschlägen“. Und schon der Pakistanische Premierminister Nawaz Sharif benutzte diese Formulierung, nachdem 2013 bei einem islamistischen Selbstmordanschlag 80 Christen umgebracht worden waren.
Verklärtes Bild von Religion
Hinter der Vermutung, dass Religion nichts mit Terrorismus zu tun hat, ja dass sich Terrorismus und Religion geradezu ausschließen, steht ein unrealistisches, kitschiges und verklärtes Bild von Religion. Denn Religion bedeutet nicht Friedfertigkeit, Sanftheit und Milde. Religion meint nicht Lichterketten, Friedensgebete und Händchenhalten. Religionen verkünden die Wahrheit, und zwar die eine, alleinige und umfassende Wahrheit. Religionen sind daher notwendigerweise intolerant. Sie müssen es sein, alles andere widerspricht ihrer Logik.
Religionen geht es nicht um Vermutungen, um pluralistische Perspektiven oder mögliche Weltsichten. Zumindest monotheistische Religionen sind absolut. Wer sich im Besitz der absoluten und von Gott selbst offenbarten Wahrheit weiß, kennt keine Kompromisse, keine Halbheiten. Und da Gott nicht nur das Wahre ist, sondern auch das Gute, die Erlösung und Verheißung, sind alle jene, die nicht an Gott glauben, diabolische Zeugnisse des Bösen schlechthin, eines antigöttlichen Prinzips.
Religion, die sich selbst ernst nimmt, darf keine andere Religion, keine andere Weltanschauung neben sich dulden. Denn zwei Wahrheiten kann es nicht geben. Alles andere wäre Relativismus. Deshalb gilt es, der einen Wahrheit zur Herrschaft zu verhelfen und das Böse zu eliminieren. Oder in den Worten des großen Mystikers und Zisterziensers Bernard von Clairvaux: „zu vernichten oder auf immer zu bekehren“.
Auch wenn es für das postmoderne religiöse Bewusstsein Westeuropas befremdlich klingen mag: Die Terroristen haben viel mehr von Religion verstanden als mancher betuliche Kirchenfunktionär im alten Europa. Denn Religion, tiefe, archaische Religion, das ist die Religion des 109. Psalms, die Religion Abrahams und Isaaks, die Religion des Paulus und ja, auch die Religion des Jesus von Nazareth, der immerhin das Schwert bringen wollte (Mt 10,34), wenngleich über seine eigenen Anhänger. Eine solche kombattante, unversöhnliche, nicht kommode Religion ist nicht an flauschiger Menschlichkeit interessiert, sondern an Gott allein – und nur an ihm.
Unversöhnlich im Ursprung
Was in Europa und insbesondere hierzulande unter Religion verstanden wird, das ist Religion nach der Aufklärung, das ist die von außen gezähmte und zivilisierte Religion der Moderne, gebändigt und rationalisiert durch naturwissenschaftliche, historische und psychologische Religionskritik. Es ist eine Religion, die um ihre Relativität weiß, eine Religion, die verstanden hat (oder haben sollte), dass ihre zentralen Begriffe und Rituale Symbole sind, mit deren Hilfe Menschen Sinn konstruieren.
Doch diese entschärfte Kulturreligiosität hat mit Religion in ihrem ursprünglichen Sinne wenig zu tun. Ursprüngliche Religiosität ist unversöhnlich und muss es sein. Die liberale Dialogreligiosität, die in unserer Breiten gepflegt wird, ist überwundene Religion – auch wenn das Kirchenvertreter natürlich ungern hören. Und dass sie überwunden wurde, ist nicht ihr Verdienst, sondern das Ergebnis der Aufklärung.
Ob die religiöse Intoleranz erst mit der Erfindung des Monotheismus in die Welt kam, wie manchmal behauptet wird, sei dahingestellt. Klar ist, dass erst der Eingottglaube einen radikalen, absoluten Wahrheitsanspruch erheben und andere Götter als Götzen abwerten konnte. Hinzu kommt: Polytheismen denken zyklisch. Monotheismen hingegen sind eng mit teleologischen Geschichtsbildern und apokalyptischen Endzeitvorstellungen verknüpft. Das lädt zu finalen Vernichtungsfantasien geradezu ein.
Terror hat keine Religion? Falsch! Terror hat sehr wohl Religion – und wie. Dass in der westlichen Welt tatsächlich viele meinen, wahre Religion habe mit Terror nichts zu tun, zeigt nur, wie weit wir uns innerlich von Religion entfernt haben. Dass das so ist, kann man nicht genug preisen. Allerdings macht diese aufgeklärte Religionsferne auch blind für das enorme destruktive Potential, das Religionen innewohnt. Toleranz ist keine religiöse Idee – sie musste gegen Religionen erkämpft werden.
Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift Cicero.
44 Leserbriefe
Wenn die IPG " Religion und Politik" zum Schwerpunktthema macht, sollte sie ernsthafter damit umgehen.
Ein Gedankenexperiment: Nehmen wir an, man könnte alle Einwohner des Irak, Iran, Saudi-Arabiens, Syriens, Afghanistans etc. zum Atheismus "bekehren". Ginge es in der Region dann friedlicher zu? Ich meine Nein, denn man hätte zwar das offensichtlichste Symptom beseitigt, jedoch nicht die Ursache, und so würde sich der gewalttätige Extremismus fortan eben in anderer Form zeigen. Zur Befriedung des Nahen Ostens ist eine langfristige Stabilisierungs- und Aufbaustrategie alternativlos - und zu dieser gehört wiederum, dass die westlichen Staaten ihre politische Handlungsweise in der Region grundlegend ändern.
Hat Hr. Grau vielleicht schon einmal Lessing gelesen oder Kant?
Und natürlich gab es auch vor der sog. Aufklärung in Europa schon sehr wohl tolerante und friedfertige Theologen.
Es ist doch wohl eher die Vermengung von Religion und politischen Zielen, die eine Intoleranz zeitigen. Ein bisschen mehr historisches Wissen und gründliches Nachdenken würde G. nicht schaden.
Schade aber, dass diese Plattform auch so patten und damit natürlich auch populistischen Thesen Raum bietet.
Ganz so simpel sind die Hochreligionen nun doch nicht gestrickt. Des Autors Interpretation beschränkt sich auf eine Form der Religion, die gar nicht den Anspruch erhebt den Menschen zu erhellen. Eine innere Schau über das Wesen des Menschen, den Sinn seines Lebens - wie er gerade im Buddhismus sehr ausgeprägt ist - findet hier nicht mehr statt. Diese Form der Religiosität ist einer strikten Wortgläubigkeit verhaftet. Alles ist hier wörtlich zu nehmen, das Bild, das Gleichnis wird zum Faktum, zum Kitsch. Es behauptet sich nur noch durch bloße Behauptung. Eine Auseinandersetzung findet nicht mehr statt. In einer solchen Religion gibt es keine Philosophie mehr, keine ungelösten Fragen und schon gar kein Hinterfragen mehr. Es gibt dort kein Geheimnis, sondern nur noch absolute Gewissheit. Keine Toleranz, Liebe oder Güte, sondern nur noch Strafe und Verdammnis für all jene, die sich nicht strikt an die Regeln halten. Eine solche Religion macht nicht frei, sondern unfrei. Sie entfesselt den Menschen nicht, sie wirft in ihn in Ketten. Kunst und Wissenschaft kommen zum Erliegen. Dass eine solche Religion sich nicht mehr von totalitären Ideologien unterscheidet, liegt auf der Hand. Seelischer Reichtum wird durch intellektuelle und seelische Dürftigkeit ersetzt.
Aber so wie man totalitäre Ideologien von liberalen Ideen unterscheidet, sollte man auch Religionen nicht alle in einen Topf werfen. Diese sehr idiosynkratische, ja dogmatische Interpretation von Religion, die hier vorgetragen wird, ist nicht sonderlich hilfreich, da sie unterstellt, dass Religion den Menschen per se aller Intellektualität und Geistigkeit beraubt. Just dieses tut jede Ideologie aber aber auch, selbst wenn sie im Gewand der Philosophie daherkommt.
Übrigens: die Kirche hat sich spätestens bei Augustinus von der Idee des irdischen Gottesstaats verabschiedet. Der irdische Staat ist immer einer Zeitlichkeit unterworfen, nie perfekt, immer nur das Feld auf dem der Mensch sich in seiner Menschlichkeit bewähren muss. Dieser Aspekt der Menschlichkeit ist jeder ideologischen Religiosität fremd und damit zerstört sie just das, was zu erreichen bzw. bewahren sie vorgibt.
Religiosität basiert auf vielen Ebenen, wie auch unserer Mensch-Sein - Ein Sinnvolles Dasein vollzieht sich in allen Sinnen.
Und am besten wird das einem offenbar, was unsere Gedankenwelt so in allem ausmacht- , wenn wir still werden, unsere Gedanken betrachten wie sie nämlich sind - wilde Affen von einem Ast zum anderen hüpfend....
Gott ist nicht mit unserem Denken zu erfassen - zum Glück...
Doch das theologische Bodenpersonal versucht das Ganze immer wieder in den Griff zu bekommen, um aus ihrem Über- Ich andere mit ihrer Interpretationen zu retten......
Manfred Fischer
Die politischen Voraussetzungen dafür waren die politische Gewaltenteilung zwischen der nach dem Ost-West-Schisma zwischen Byzanz und Rom bereits geteilten christlichen Kirchen und Staaten, aber auch schon vorher die Verdrängung des universalen politischen Herrschaftsanspruches der Römisch-Katholischen Kirche (urbi et orbi) durch die Reformation in Europa und die Etablierung von Staatskirchentum in England, Preußen, Schweden, u.a.
Die dogmatische Richtigkeit der Trennung von Kirche und Staat kann man jedoch nicht erst auf Luther und Melanchton zurückführen, sondern auch schon auf Paulus und Jesus von Nazareth: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist." Leider haben sich die meisten Christen an diese Weisung Jesu einige Jahrhunderte lang nicht gehalten.
Die dogmatische Richtigkeit der christlichen Trennung von Kirche und Staat hat übrigens selbst Kardinal Ratzinger alias Benedikt XVI nicht bestritten. Sie wird übrigens auch von dem römisch-katholischen Philosophen Martin Rhonheimer, einem Opus Dei-Mitglied, verteidigt.
Dass Kriege im Namen Gottes auch durch manche Propheten des AT geführt wurden (z.B. Elias!), kann man kaum bestreiten. Der 30jährige Krieg und andere europäische Konfessionskriege waren fast ebenso grausam wie das, was heute auf das Konto des furchtbaren IS geht. Aber damals gab es wenigstens noch eine gewisse sittliche Disziplin der strategischen Kriegsführung, die man von den modernen islamistischen Terroristen des IS nicht mehr erwarten kann und darf. Warum das so ist, kann man von dem nüchternen Berliner Politikwissenschaftler Manfed Münkler lernen.
Aber: Wenn die Analyse falsch ist (...hat nichts mit Religion zu tun ) werden auch die Aktivitäten gegen die Probleme zu kurz greifen. Die "Zeit " hat sich in der Ausgebe vom 3. Dezember auf Kant und der Aufklärung bezogen. Zu verteidigen ist die Aufklärung - oder was sonst. Dahinter zurück zu fallen, widerspricht jeder demokratischen Position. Die umfassend belegte Religionskritik ist weiter zu entwickeln.
Das heißt aber noch lange nicht, dass sie Ihre Intoleranz gewaltsam durchsetzen müssen!
Sich auf Augustinus zu berufen, ist misslich. Er hat das Gleichnis vom Abendamal (Lukas 14) falsch interpretiert: Nötigt sie hereinzukommen - cogite iuntrare. Damit hatte er eine zwangsweise Missionierung gerechtfertigt.
lesen Sie die 2.Kapitel in Abschnitt/ Vers 255,256 und 257 und versuchen Sie bitte sie zu verstehen, warum so einander gefolgt sind.
dann zurück in der Gesicht wieder Prophet Muhamad (saw) zusammen mit nicht Moslems gelebt hat, aber nicht mit denen die Ihn verfolgt haben.
Sie können auch mal ein Blick über die Zeit des Mauren in Iberischen halb Inseln.
Das Leben ist nur allein von Gott geschaffen und keinen geschöpfte hat das Recht dieses zu liquidieren, Ob es an seinen Existenz glaubt oder nicht, Er gibt uns allen das Leben mit allen seinen Genuss ohne zu unterscheiden zwischen Rase, Farbe oder wie mann Ihn glaubt.
Bitte, in diesen schwierige Zeit, versuchen sie nicht das Problem in einen Einäugigkeit/Vorurteil zu reduzieren, denn Heute leiden wir alle.
Dola Sisse
Wo allerdings absolute Wahrheiten gepredigt werden, ist doch logisch, dass alle Nichtgläubigen auf einem Irrweg sind. Die Bibel und noch deutlicher der Koran beschreiben wozu die Ungläubigen verdammt sind.
Damit ist aber nur etwas über das Jenseits gesagt. Ob man Ungläubige im Diesseits friedlich oder gewaltsam bekehren will, oder sie gar bei Renitenz umbringen soll, regeln die Religionen unterschiedlich strikt.
Eine bildliche, allegorische Auslegung der christlichen Schriften ist schon im dritten Jahrhindert bezeugt. Sekten zeichnen sich dagegen oft durch wörtliche, meist auch willkürliche Auslegung aus.
Eine heimelige Gefühlsreligion ist jedenfalls etwas sehr europäisches nach der Aufklärung, wer eteas Wahrheit in allen Religionen findet, ist Philosoph, aber nicht gläubig.
Noch in guter Erinnerung, mein atheistisches Bekenntnis gegenüber einer christlichen Verwandten und ebenso islamischen Kollegen. In Folge war es jeweils mit deren Sympathie vorbei. Ein Atheist steht gleichermaßen für Christen wie Muslime in der Rangfolge unterhalb von einem Tier, unterhalb von einem Hund bzw. einem Schwein. Diese Geringschätzung von Atheisten durch Religiöse sollten wir nicht leugnen.
Der Aberglauben aller Religiösen im Nuklearzeitalter birgt eine irrationale Gefahr, suchen sie doch ihre illusionäre Zukunft in einem phantastischen Jenseits (nach dem Tod).
Da es für viele Menschen keine Orientierung mehr gibt [wie vor der Implosion des Realsozialismus] und der Kapitalismus, außer Konsum- und Konkurrenzideologie, keine geistige Alternative wie zur Frühzeit der Aufklärung mehr bietet, triften nicht wenige junge Menschen in den religiös-feudalen Aberglauben, den religiösen Idealismus und Irrationalismus ab.
als Systeme mit exklusiver Doktrin, seelischer und physischer Macht über Menschen ... dass es auch
anders gesehen und praktiziert werden kann, bezeugt in diesen Tagen gerade Navid Kermani, seine
Rede als Träger des Friedenspreises des deutshcen Buchhandels, sein B uch "Ungläubies Staunen
Über das Christentum"(C.H. Beck/Büchergilde Gutenberg) verschweigen keine mit Religion gerecht-fertigten Missetaten und Grossverbrechen, aber sie finden auch eine Sicht auf die guten Seiten in
tief erlebtem Glauben. Lesenswert, bedenkenswert.
von allen Menschen beherzigt werden - wer weiß ??
Wo ich Ihnen recht gebe, ist dass Religion, da sie stark gefühlsbezogen ist, gut geeignet ist, heftige Gefühle und damit auch Hass und Terror zu wecken; aber sie hat genauso auch ein großes Potential sich solchen Tendenzen zu widersetzen.
Und wenn ich mir die Welt anschaue, wie viele Quellen für Intoleranz und Gewalt gibt es! Machterhalt, Gewinnsucht, um nur zwei der einflussreichsten zu nennen. Es sterben auch in Syrien mehr Menschen durch die Fassbomben der Regierung als durch den Terror des IS. Die Toten eines Hitlers, aber auch eines Stalins hatten nichts mit Religion zu tun. Die Terroropfer in Chile oder Argentinien genauso wenig wie die Toten des Napalms der USA.
Aufklärung ist wichtig, da gebe ich Ihnen recht; aber Aufklärung ist mit Religion gut vereinbar, und Gewaltverzicht erst recht. Franz von Assisi, Meister Eckhart ganz unterschiedliche Namen, die beide auch im mittelalterlichen Christentum für solch ein Denken stehen.
Ein empfehlenswerter Buchtitel zur Thematik: Markus A. Weingardt: Religion Macht Frieden
Schenken wir ihm doch ein Lächeln.
Es gibt über sieben Milliarden Menschen und jeder hat so seine Wahrnehmung, mit der er meint, das sei es schon. -
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich - Halleluja .......
Manfred Fischer Mannheim
Die Gewalt nimmt mit Aufklärung ab und hält sich in religiösen Um Feldern besser - relativ überzeugend in vielen Studien, unterschiedlicher Fachrichtungen nachvollziehbar. Wir sollten nicht den Glauben (Behauptungen von allgemeinen Wahrheiten, ohne jegliche Evidenz) fördern, sondern ernsthaften Zweifel und Skepsisan Behauptungen. Kritik, Zweifel und Skepsis sind nicht nur Grundlagen der Wissenschaft, sondern auch der Aufklärung. Zweifel, Kritik und Skepsis ist einer der größten Feinde totalitärer Glaubenssysteme und wird vom Christentum, Islam, Stalinismus etc. systematisch bekämpft - mit erschreckendem Erfolg werden viele Anhänger mehr oder weniger evidenzresistent und hörig.
Das christliche Gottesbild ist durch Jesus geprägt worden, der Gott nur als einen barmherzigen und liebevollen Gott wahrgenommen und anderen Menschen durch sein eigenes Wirken als solchen nahe gebracht hat. Jesus Gottesverständnis war so auch nie ausschließlich, sondern er war in seinem Denken und Tun offen für jeden Menschen gleich welcher Herkunft, welchem Glauben, welchem Volk, welcher sozialen Schicht jemand angehörte. Mehr noch – die Botschaft Jesu ist gerade eine, die versucht Hass zu überwinden. Er fordert selbst die Feinde zu lieben, sein Programm ist das einer Entfeindungsliebe und das ist noch mehr als nur Toleranz.
Einen Glauben an einen Gott der Liebe findet sich auch in anderen Religionen, so z.B. auch im Buddhismus, im Brahmanismus, im Taoismus und auch im Islam. Dazu empfehlenswert das Buch von Mouhanad Khorchide: Islam ist Barmherzigkeit.
Da Weihnachten vor der Tür steht, hier ein Zitat aus dem Prolog des Johannes-Evangeliums: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“
Friedrich Engels schrieb: "Wie Darwin das Gesetz der Entwicklung der organischen Natur, so entdeckte Marx das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte: die bisher unter ideologischen Überwucherungen verdeckte einfache Tatsache, dass die Menschen vor allen Dingen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft, Kunst, Religion usw. treiben können; dass also die Produktion der unmittelbaren materiellen Lebensmittel und damit die jedesmalige ökonomische Entwicklungsstufe eines Volkes oder eines Zeitabschnitts die Grundlage bildet, aus der sich die Staatseinrichtungen, die Rechtsanschauungen, die Kunst und selbst die religiösen Vorstellungen der betreffenden Menschen entwickelt haben und aus der sie daher auch erklärt werden müssen - nicht, wie bisher geschehen, umgekehrt."
Aus: MEW, Bd. 19, S. 335/336. Engels: Das Begräbnis von Karl Marx (um den 18. März 1883)
Die ganze Entwicklung vom Säugling bis zum erwachsenen Menschen und die mütterliche Fürsorge werden unterschlagen. Die Mutter-Kind-Gemeinschaften sind von Natur aus friedvoll, liebevoll und verantwortungsvoll, wohingegen die patriarchale Konversion dieser Bindung in eine Vater-Bekenntnis-Religion leider zu deren Perversion und im schlimmsten Fall zu Krieg geführt hat/führt.
Religion ist die Perversion der Lebensweisheit - die durch Empirie erlernt wird - in glaubensbasierte Absolutheits-Ansprüche.
Das Bewusstsein wird nicht nur vom sozialen Sein geprägt, sondern auch vom natürlichen Sein. Da die patriarchalen Religionen den Anspruch auf die alleinseligmachende Wahrheit erheben, bergen sie auch Konflikt-Bereitschaft und Gewaltpotenzial in sich.
Liebe kann nicht durch religiöse Dognen vermittelt werden, sondern durch unmittelbare Erfahrung.
Und was den Islam angeht, so kann bei Thomas Bauer in "Die Kultur der Ambiguität - Eine andere Geschichte des Islams" (Verlag der Weltreligionen 2011) nachgelesen werden, dass die arabisch- islamischen Gesellschaften des Nahen Ostens bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts von einer Kultur des Ambiguitätstoleranz geprägt waren, die ein friedliches Zusammenleben der Menschen gewährleistete. Die Politisierung des Islams erfolgte, als zunächst Frankreich (1798 stand der Revolutionsgeneral Napoleon unter den Pyramiden in Ägypten) und anschließend Großbritannien begannen, ihre Interessen zu oktroyieren. "Sie sagen Gott und meinen Baumwolle", hieß es damals. "Sie sagen westliche Werte und meinen Öl", bringt die heutige Situation auf den Punkt. Wir Westlichen haben allen Grund, unsere Götzen Konsum und Profit in Frage zu stellen, damit Menschen überall auf dem Planeten das Notwendigste zum Leben bleibt. Wir haben es mit einer Flüchtlingslawine zu tun? Wir sind der Schnee. Ohne Schnee keine Lawine.
Bedeutet es nicht die Rückbesinnung, für das was wir sind, was uns tief im Innersten inspiriert?
Und so wie es über 7 Milliarden an Menschen gibt, so gibt es auch 7 Milliarden an festen Ein- und Vorstellungen, die wir durch unsere Wahrnehmung so als scheinbare Wirklichkeit betrachten und bewerten.
Lassen wir das doch einfach so zu...
Vielleicht hilft Toleranz hier ein Stück wirklich weiter?
Jeder hat seinen Weg hier in dieser Welt zu gehen. Und am Ende - schauen wir mal.......
Manfred Fischer
Natürlich haben Sie, was eine falsche Toleranz anbelangt, vollkommen recht.
Doch gemeint habe damit, unser Bewusstsein ist so gering - ein Experte hat einmal das so ausgedrückt - als würden wir mit einer Taschenlampe in einen dunklen Gang hineinleuchten.
So gesehen werden uns wohl noch viele Überraschungen erwarten.
Oder täusche ich mich da?
Wenn wir doch vom meisten nichts wissen, bleibt alles, was das Ganze ausmacht, nur ein Annähern. Das gilt so auch für die Religionen.
Manfred Fischer