Der Titel war vielversprechend: „Women and power. Overcoming barriers to leadership and influence“. Eine neue Studie des britischen Overseas Development Institute in London behauptet, dass Frauen heute mehr Macht als jemals zuvor hätten. Wenn man in die Nachrichten schaut, könnte man dieser Behauptung glatt Glauben schenken. Hillary Clinton bewirbt sich mit guten Aussichten auf den Präsidentenjob, Angela Merkel regiert seit mehr als einem Jahrzehnt ein mächtiges EU-Land, Christine Largarde leitet den Internationalen Währungsfonds, Federica Mogherini ist für die EU-Außenpolitik zuständig und Janet Yellen legt bei der Fed die wichtigsten Zinssätze der Welt fest.

Doch gleich nach dieser hoffnungsfrohen Botschaft folgt Enttäuschung. Zum einen, weil es immer noch viel zu wenig Macht ist, die Frauen innehaben, und sie immer noch oft mit Vorurteilen und Sexismus zu kämpfen haben. Zum anderen ist die Studie ernüchternd, weil sie bei ihren Untersuchungen überwiegend uneindeutige Ergebnisse zutage fördert. Eines davon ist, dass es keine enge Korrelation zwischen wirtschaftlichem Wohlstand und der Anzahl an Frauen im Parlament gibt. Ein reiches Land wie Schweden hat viele weibliche Abgeordnete, während das fast ebenso reiche Irland wenige Parlamentarierinnen hat. Das arme Ruanda übererfüllt die 50-Prozent-Quote, Nigerias Parlamentarier sind zu 95 Prozent männlich. Eine direkte Korrelation besteht nur zwischen Quoten und der Anzahl weiblicher Abgeordneter: In Ländern mit einer Quote sind 30 Prozent der Abgeordneten Frauen, in Ländern ohne sind es 23 Prozent. Auch das nicht wirklich spannend. Aber vielleicht muss man das schon wertschätzten. Ohne Quote sind es sieben Prozent weniger.

Ebenfalls keine eindeutige Beziehung besteht zwischen der Anzahl an Parlamentarierinnen und Ministerinnen. In manchen Ländern gibt es viele Ministerinnen und kaum Parlamentarierinnen (Nigeria), in manchen Ländern ist es umgekehrt (Äthiopien).Wenig überraschend ist auch, dass nicht alle Spitzenpolitikerinnen Frauen fördern. Dennoch sei der Symbolwert von Frauen in politischen Ämtern sehr hoch.

Was die Forscherinnen empfehlen, hat leider auch keinen hohen Neuigkeitswert. Für eine weitere Stärkung von Frauen in der Politik raten sie dazu, in bestehende Frauen-Organisationen zu investieren anstatt neue zu schaffen. Außerdem sollte man sich auf Gruppen, nicht auf Individuen konzentrieren sowie alle Sektoren einbeziehen, nicht nur auf Gender bezogene.

Vielleicht zeigen die Untersuchungen deshalb kein eindeutiges Bild, weil die Lage der Frauen doch von Land zu Land so verschieden ist und von vielen Faktoren abhängt. Patentrezepte zur Überwindung der Barrieren, die Frauen an Führungsrollen und Einfluss hindern, gibt es eben nicht.

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