Wir. Dienen. Dem Westen. So lautet der inoffizielle Schlachtruf des seinen Sinn wieder erkennenden Militärbündnisses NATO. Weil aber sogar die right side of history ihre Hardware fordert, müssen, nun ja, „Budgetanpassungen“ vorgenommen werden, um Demokratie und Freiheit auch weiterhin mit dem nötigem Nachdruck in die Welt bringen zu können.
Wie aus Brüssel am Montag verkündet, lässt sich das Bündnis diese Mission auch im Jahr 2016 Einiges kosten. 918 000 000 000 US-Dollar geben die 28-NATO-Mitglieder für‘s Militär aus. Das sind 26 Milliarden mehr als im Vorjahr – ein stattliches Wachstum von 3 Prozent.
Und dennoch: Wirkliche Bündnisdisziplin scheint sich beim Thema Militärausgaben einfach nicht einstellen zu wollen. Zumindest die 2-Prozent-des-BIP-für-Waffen-Guideline des Nordatlantikpaktes wird nach wie vor nur von fünf Bündnispartnern erfüllt. Die NATO hat die Zahlen.
Wie zu erwarten wird diese Coalition of the Billing von den USA angeführt, die über 3,6 Prozent ihres BIPs fürs Militär ausgeben, also schlappe 660 Milliarden US-Dollar. Vorbildlich präsentieren sich außerdem – wer hätte das gedacht? – das stets knappe Griechenland (2,38 Prozent), das sich auf politischer Geisterfahrt befindende Vereinigte Königreich (2,21 Prozent) und die vor Russlandangst zitternden Esten (2,16 Prozent) und Polen (2,00 Prozent).
Die verbliebenen 23 Getreuen weigern sich schon seit Jahren, mehr Geld für die Sache mit dem Krieg bereit zu stellen. Aber vielleicht ändert sich ja die Situation schon bald. Denn Deutschland übernimmt ja endlich Verantwortung in der Welt! Die „Macht in der Mitte“ (Herfried Münkler) will ihr Militärbudget in den kommenden Jahren bekanntlich spürbar erhöhen. Zwar nicht ganz auf die Wunschmarke von 2 Prozent, aber immerhin sollen die Verteidigungsausgaben von den aktuellen 37 Milliarden Euro auf 40 Milliarden im Jahr 2020 klettern. Hurra.
„Der Kurs stimmt.“ – würde es hierzu vermutlich aus dem Hauptquartier der NATO heißen. Bündnissolidarität hat nun mal ihren Preis. Einen Überblick über die Zahlen in den vergangenen Jahren finden Sie hier.
5 Leserbriefe
Der Wahnsinn hat einen Namen: US-Politik. Den Schlamassel ausbaden können dann die Anderen, man sitzt ja hinter einem relativ großen Teich
Die Absicht ist leicht zu durchschauen. Eine völlig aus dem Ruder gelaufene neoliberale Finanzdiktatur hat die Welt an den Rand eines unabsehbaren wirtschaftlichen Totalschadens gefahren, deren Folgen, wie üblich, die 99,99 % der Menschen ausbaden dürfen. Um trotzdem die Kontrolle zu behalten, braucht es eine gewaltige äußere Bedrohung. Ich befürchte nur, unsere Eliten werden bald merken, dass RUS diese Rolle partout nicht annehmen will, und sich noch allerhand gröberen Unfug ausdenken.
Zum Abschluss ein kleines Gedankenspiel: wie sähe die Welt wohl aus, hätte Putin das US-Militärpotenzial unter seinem Kommando? Dann aber gute Nacht...