Obama und Raúl Castro machen es möglich. Viel wird aktuell über Kuba gesagt und geschrieben. Gut so. Aber die mitreißende und aufklärende Lektüre des derzeit wohl bekanntesten kubanischen Schriftstellers, Leonardo Padura, ist lange vor den jetzigen Veränderungen geschrieben.
Genial, wohl auch mutig und subtil leuchtete Padura in den letzten 25 Jahren immer wieder die dunkelsten Seiten der kubanischen Gesellschaft aus. Paduras Liebe zu Kuba steht außer Frage. Und die vielen Literaturpreise – nationale wie internationale – bezeugen die Qualität von Sprache und Inhalten und die Tatsache, dass Padura einer der wenigen Autoren ist, der sowohl auf der Insel als auch im Ausland Anerkennung erfährt. Bekannter wurde Padura in Deutschland mit dem Roman „Der Mann, der die Hunde liebte“ über Leo Trotzky und seinen Mörder Ramón Mercader – eine Art Reflexion über das Scheitern der Utopie des 20. Jahrhunderts.
Doch es sind die Krimireihe „Das Havanna-Quartett“ und der Kommissar Mario Conde, die den Leser in das Kuba um das Jahr 1989 sowie Folgejahrzehnte eintauchen lassen, in der von Korruption von Edelkommunisten in den höchsten Rängen, Mord an einem Homosexuellen oder der Drogenszene der oberen Zehntausend erzählt wird. Sowohl in den ersten Bänden wie auch im zuletzt veröffentlichten historischen Roman „Ketzer“ tritt der feinsinnige Kommissar, später Buchhändler und gescheiterter Schriftsteller, Mario Conde, gegen die Welt des Verbrechens auf Kuba ein. Auf unglaublich witzige, sprachlich lebendige Art beschreibt Padura Teil-Realitäten der kubanischen Gesellschaft, nutzt Verbrechen, um Trugbilder, soziale Probleme, Korruption im Verwaltungsapparat oder Chauvinismus aufzuspüren. Jenseits der brisanten stories lernt der Leser v. a. Conde kennen und lieben – mit seiner Hingabe für das Essen (und die Kochbegabung der Mutter seines besten Freundes, angesichts der Mangelwirtschaft aus wenigen Produkten und Zutaten 5-Sterne-Menüs zu zaubern), Gespräche, Freunde und sein Stadtviertel, mit seinen Exzessen, Vorlieben, klaren Worten und ironischem Witz.
Paduras Bücher sind politisch, ohne die Politik direkt anzusprechen. Gute und schlechte Seiten werden aufgezeigt, die Reichhaltigkeit des kulturellen kubanischen Lebens beschrieben, wie auch die Mangelwirtschaft, die den einzelnen Bürger direkt trifft. Spaß macht es, den Kubanern in Paduras Büchern zu lauschen, wie sie die Probleme ihres Landes kritisieren oder einfach nur im Rum ertränken.
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