„Angesichts seiner beträchtlichen Öl- und Gasvorkommen müsste der Iran auf dem Radarschirm jedes großen internationalen Öl-Unternehmens sein“, stellt Carole Nakhle fest. Müsste – denn die von den USA, der UN und der EU erhobenen Sanktionen im iranischen Banken- und Energiesektor schrecken ausländische Investoren weiterhin ab. Auf diese ist Teheran aber angewiesen: „Irans Gassektor bleibt unterentwickelt (…) und weitreichende Investitionen sind nötig, um die nötige Infrastruktur für Pipelines und flüssiges Erdgas zu bauen“, so die Autorin.
Allein für die Instandhaltung und Verbesserung seiner Ölproduktion benötigt das Land innerhalb der nächsten 15 Jahre Investitionen im Wert von über 500 Billionen Dollar. Lohnenswert wären die Investitionen ohne Frage: Betrachtet man die nachgewiesenen Erdgasreserven, steht Teheran weltweit auf Platz eins; dicht gefolgt von seinen Ölreserven, die ihm Platz vier einbringen.
Einziger Weg aus dem Dilemma: Ein langfristiges Abkommen über das iranische Atomprogramm zwischen dem Iran und der internationalen Gemeinschaft. In dessen Folge könnten die Sanktionen aufgehoben werden und ausländische Investoren würden zurückkehren. Zudem müssten den internationalen Ölkonzernen attraktivere Vertragsbedingungen angeboten werden – „bisher haben diese keinerlei Eigentumsrechte an der Produktion und werden eher wie Dienstleister behandelt“, beobachtet Nakhle. Teheran scheint zumindest dieses Problem begriffen zu haben: Neue Vertragsbedingungen sind bereits Bestandteil der umfangreichen Energiereformen der vergangenen Jahre, die außerdem die ausufernde Binnennachfrage drosseln sollen.
Irans Aufstieg zum weltweiten Öl- und Gaslieferanten hält die Autorin jedoch erst in ferner Zukunft für realisierbar: „Auch wenn ein atomares Abkommen erreicht wird, wäre es verfrüht zu prophezeien, dass die Öl- und Gasmärkte dann sofort mit neuen Lieferungen aus diesem Teil der Welt überflutet werden würden.“ Gerade die Aufhebung der US-Sanktionen sei ein langwieriger, komplexer Prozess. Auch wie das atomare Abkommen konkret aussehen soll, lässt Nakhle offen. Ob Teheran den Forderungen nach mehr Transparenz in seinem Atomprogramm tatsächlich nachkommt, bleibt äußerst fraglich.
Den vollständigen Beitrag von Carole Nakhle von Carnegie Middle East lesen Sie hier.