Wie ist die Stimmung nach dem Referendum in Athen?

Nach der Euphorie im direkten Anschluss an das Referendum hat man sich nun wieder der fokussierten Debatte zugewendet, wie es nun weitergehen soll. Diese Debatte wurde nicht zuletzt durch den Rücktritt von Finanzminister Yanis Varoufakis weiter angekurbelt. Dass nicht allein mehr Euphorie vorherrscht, liegt auch daran, dass seit Samstag in den Medien auch ein Bail-in diskutiert wird, also eine Sondersteuer auf Bankeinlagen, die durchaus substantiell ausfallen könnte.

Die Wahlbeteiligung lag bei 62 Prozent. Das erscheint wenig bei einer solch entscheidenden Abstimmung.

Tatsächlich liegt die Wahlbeteiligung nur knapp unter der der Parlamentswahlen von 65 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass die Griechen teils in ihrem Heimatort abstimmen mussten, was für viele eine lange Reise bedeutete, war die Wahlbeteiligung gut.

Varoufakis hat seinen Abgang mit viel Pathos garniert. Auf Twitter schrieb er: Unser Nein ist ein riesen Ja zu einem demokratischen und rationalen Europa. Wie wird sein Rücktritt in Athen gesehen?

Selbstverständlich wird es die klassischen Varoufakis-Fans immer geben, die auch diesen Pathos lieben und ihn schwer vermissen werden. Sein Rücktritt ist aber nicht nur von den europäischen Verhandlungspartnern als Erleichterung aufgenommen worden. Seine krasse Zuspitzung der Debatte war aber auch in Griechenland höchst umstritten, selbst in der eigenen Partei. Was in den Meldungen zum Rücktritt Varoufakis untergegangen ist, ist die Tatsache, dass auch der griechische Vertreter in der Arbeitsgruppe der Eurogruppe (Eurogroup Working Group), Giorgos Houliarakis, zurückgetreten ist. Das ist ein schwerer Schlag für die Verhandlungen. Es stellt sich also nicht nur die Frage nach einem Varoufakis Nachfolger.

Am Abend wollten sich Bundeskanzlerin Merkel und der französische Präsident Hollande treffen. Morgen kommt die Eurogruppe zusammen. Wie geht es jetzt weiter?

Das hängt vor allem von den griechischen Angeboten ab. Auf jeden Fall muss jetzt alles sehr schnell gehen. Griechenland könnte in diesen Tagen das Geld ausgehen. Es wird sicher weitere Verhandlungen geben. Die Frage ist, wer diese Verhandlungen führen wird und wie viel Sachverstand er mitbringt. Während der Rücktritt von Houliarakis sicher die Verhandlungen schwächt, war der Rücktritt von Varoufakis ein deutliches Signal an die Euro-Gruppe für konstruktive Verhandlungen.

 

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