Am 24. August 1991 rief die Ukraine ihre Unabhängigkeit aus und schwenkte damit ein auf den Kurs „Loslösung von Moskau“. 25 Jahre später nimmt Präsident Petro Poroschenko eine Militärparade ab: 4000 Soldaten, eine Menge Panzer, Haubitzen und Raketen ziehen an der Ehrentribüne vorbei. Ganz wie in alten Zeiten. Und vor allem: ganz wie in Russland, schreibt ZDF-Korrespondent Bernhard Lichte.
Doch wie weit ist Kiew von Moskau entfernt? Ist die Ukraine wirklich unabhängig, und worin liegt diese Unabhängigkeit?
Der Kampf für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit geht weiter, sagen die Ukrainer einstimmig. „Formal ging die Loslösung Kiews von Moskau schnell. Doch lange schwankte die Ukraine, ob sie sich an Russland oder dem Westen orientieren sollte. Erst die andauernde politische und wirtschaftliche Einmischung, vor allem aber die militärische Intervention des Kreml 2014 hat die Ukraine endgültig weg von Moskau geführt“, meint Bernd Johann.
Seit dieser Zeit hat die Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung ihr Ziel ganz genau bestimmt: Sie will eine offene europäische Gesellschaft aufbauen. „Und der Spruch des Maidan war ja: 'Wir wollen nach Europa.' Ich habe immer gesagt, ihr seid Europa. Das ist das, worum es geht, Menschen wollen in die Freiheit, die gegen ihren Willen durch Roosevelt, Churchill und Stalin abgespalten worden sind in einen sowjetisch zugehörigen Teil. Und eigentlich sind wir dabei, Europa weiter zusammenzubauen“, sagt die Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck.
Es gibt jedoch noch viele Hindernisse zu überwinden. Das größte Problem ist der Konflikt mit Russland. Die Idee des Imperiums steckt noch immer zu fest in den Köpfen der Kreml-Politiker. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, wähnt sein Land gar im Krieg mit Moskau und bittet Deutschland um Defensivwaffen. „Eine völkerrechtlich unhaltbare Einschätzung. Statt verbaler Abrüstung und effektiver diplomatischer Bemühungen ein gefährliches Aufschaukeln eines regionalen Konfliktes“, empört sich Bernd Johann.
Man braucht eine starke Armee, stabile Wirtschaft und transparente Politik, ohne Oligarchen und Korruption. Und diese Reformen müssen unbedingt von der passiven Mehrheit der Bevölkerung unterstützt werden, also von den Menschen, die bisher keinen Krieg sehen, obwohl in dem Konflikt, der mit der russischen Annexion der ukrainischen Krim im März 2014 begann, bereits 9500 Menschen getötet wurden. „ Die doppelte Crux: Das protestierende Volk war niemals die Mehrheit, sondern nur ein Teil der Mittelschicht, die in erster Linie nach besseren Lebensverhältnissen strebte“, bemerkt ZDF-Mann Lichte. Und diese passive Mehrheit ist heutzutage eines der größten Probleme des Landes, weil sie sehr empfänglich für Populisten ist. Eine professionelle politische Kampagne könnte das Land wieder in Richtung Russland drehen. Deshalb hat das Land gerade jetzt, da die Ukrainer begriffen haben, dass sie ein Volk, eine Nation sind und sie ihr eigenes Territorium verteidigen, eine Chance, seine Unabhängigkeit zu bewahren.
Der Kampf geht weiter, und die wichtigste Aufgabe der Gesellschaft in den nächsten Jahren ist, von Tag zu Tag die passive Mehrheit in eine aktive zu verwandeln, die vor allem transparente Politik fordert und in ihrem Handeln selbst transparent ist.
6 Leserbriefe
Wie können Sie so etwas nur sagen " Die Krim gehört der Ukraine." Da geht ein ehemaliger russischer Präsident hin und schenkt einfach mal so ein Stück Land samt Menschen einem anderen Land !!! geht es noch ??? Ich war auf der Krim und wenn hier im Westen immer von einer Annexion gesprochen wird tatsächlich war es völkerrechtlich eine Session das ist ein sehr sehr großer Unterschied. Den Menschen auf der Krim geht es heute viel besser. Der allgemeine Lebensstandard hat sich um einiges verbessert davon können die Menschen in der restlichen Ukraine nur träumen.
Russland führt dort keinen Krieg hören Sie endlich auf solche Märchen zu erzählen !!! Dafür konnte bisher noch kein einziger Beweis vorgelegt werden. Das ist kriminell und sie machen sich strafbar mit solchen Aussagen.
Es war der sowjetische Ministerpräsident und Parteichef. 1954 schenkte Nikita Chruschtschow, der selbst aus der Ukraine stammte, die Krim anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Russisch-Ukrainischen Einheit.